Ich lese sie nicht oft, aber das macht sie nicht weniger wichtig: Sachbücher. Dieser Beitrag behandelt 3 feministische Sachbücher und Ratgeber. Tipps zur Verbesserung von Bedingungen am Arbeitsplatz, Definitionsfragen und schließlich eine Essaysammlung über verschiedenste Facetten des Frauseins und des Feminismus von mal mehr, mal weniger bekannten Frauen.
Am Ende des Beitrag findet ihr wie immer ein paar Meinungen anderer Blogger:innen zu diesen Büchern, weil ich es spannend finde andere Perspektiven auf dasselbe Buch zu lesen – ihr ja vielleicht auch?
Feminist Fight Club | Jessica Bennett
Männer unterbrechen Frauen in Meetings besonders häufig. Sie machen sich auch gern die Ideen der Kolleginnen zu eigen. Und keinem Chef würde es jemals einfallen, einen männlichen Mitarbeiter Kaffee holen zu schicken. Nach wie vor müssen Frauen im Job gegen – oft subtilen – Sexismus kämpfen. Zeit also eine Bewegung zu gründen und für ein paar schlagkräftige Antworten zu sorgen. Mit Witz, Charme und jeder Menge praktischer Tipps bringt Jessica Bennett den Leserinnen bei, ihre Interessen durchsetzen. Und ein System auszutricksen, in dem eine erfolgreiche Frau nach wie vor als exotische Ausnahme gilt.
Ich habe mir einige Passagen markiert, aber so richtig überzeugt bin ich von den Tipps, die die Autorin Jessica Bennett hier für das Berufsleben an Frauen gibt, leider nicht. Ein paar Beispiele: Wenn ein Mann die Rednerin unterbricht, einfach weiterreden. Die Argumente von weiblichen Kolleginnen (mit Credit) wiederholen, um sie zu unterstützen. Männern gegenüber einen bestimmenden Ton an den Tag legen, wenn sie von oben herab agieren oder versuchen, die eigenen Lorbeeren einzuheimsen.
Sorry, aber diese Ratschläge sind so allgemein, dass es dafür kein Buch mit über 300 Seiten braucht. Scheinbar stehe ich mit dieser Meinung nicht alleine da, denn inzwischen ist das erst 2018 erschienene Buch schon vergriffen und nur noch gebraucht erhältlich.
Sprachlich versucht Feminist Fight Club betont witzig zu sein, was meinen Geschmack oft nicht trifft, und es sind einige blöde Rechtschreibfehler durchs Lektorat gerutscht – aus NASA wird einfach einmal NSA, wie der Kontext verrät. Ein Pluspunkt sind die Fußnoten, die weitere Recherche ermöglichen und ein Minuspunkt die Tatsache, dass sich die meisten Beispiele aus der US-amerikanischen Arbeitswelt nicht international übertragen lassen. Für mich war das wichtigste Element von Feminist Fight Club die Hilfestellung dabei, Alltagssexismus als solchen zu erkennen – aber ob man das auf über 300 Seiten strecken muss, das stelle ich in Frage.
Feminism is for Everyone | Laura Hofmann, Felicia Ewert, Fabienne Sand
In einer Welt, in der Gleichberechtigung noch immer ein zentrales Thema darstellt, liefern die Autorinnen Laura Hofmann, Felicia Ewert und Fabienne Sand wertvolle Argumente für eine inklusive Gesellschaft. „Feminism is for everyone!“ ist eine kraftvolle Anleitung zur Förderung der Gleichstellung aller Menschen, unabhängig von Geschlecht, Herkunft oder Identität. Die Lektüre richtet sich an jene, die sich für die Prinzipien des Feminismus interessieren und an deren Umsetzung mitwirken wollen, indem sie Diskriminierungen erkennen und aktiv gegen sie vorgehen.
Feminism is for Everyone habe ich in einem feministischen Lesekreis, der von Mareike von Crow and Kraken organisiert wurde, gelesen. Die Diskussionen, insbesondere über Grundfragen des intersektionalen Feminismus, haben mir immer richtig Spaß gemacht – es gab so viele verschiedene Perspektiven! Wir waren uns alle einig, dass dieses kleine Büchlein, das als Taschenbuch nur 7€ kostet, recht oberflächlich bleibt. Allerdings bietet es eine solide Grundlage für Anfänger:innen, auf der man aufbauend weiter recherchieren kann.
The Future is Female | Herausgegeben von Scarlett Curtis
Die Welt, in der Frauen heute leben, ist trotz #MeToo und immer größer werdenden öffentlichen Protesten gegen die Geschlechterungleichheit noch immer massiv vom Gender Pay Gap, der Sehnsucht nach dem perfekten Bikinibody und Mansplaining definiert. »The future is female! Was Frauen über Feminismus denken« ist das Buch für Mädchen und Frauen, die sich mit diesem ungenießbaren Cocktail nicht länger zufriedengeben wollen, eine einzigartige und vielstimmige Textsammlung.
Frauen von der Hollywood-Ikone bis zur Teenie-Aktivistin erzählen darin ihre ganz persönliche Geschichte; alle Geschichten zusammengenommen entwickeln eine Kraft, die die alte Welt aus den Angeln heben kann und dem F-Wort einen ganz neuen Glanz verleiht. Der Feminismus von heute definiert sich über das Dafür und Miteinander und nicht ewig gestrig über das Dagegen, er ist eine unwiderstehliche Notwendigkeit – und jede Einzelne von uns gehört dazu!
The Future is Female ist eine Sammlung von Essays diverse großer und kleiner Namen zu allen möglichen Facetten des großen Themas Feminismus. Beworben wird das Buch prägnant auf dem Cover mit Emma Watson und Keira Knightley, aber das Buch enthält nicht nur Beiträge von Schauspielerinnen. Es ist ein vielseitiger Einblick in die Köpfe von mir bekannten und auch unbekannten Personen, deren Perspektiven ich nicht immer nachvollziehen konnte. Trotzdem habe ich den Eindruck, meinen Horizont durch das Lesen irgendwie erweitert zu haben.
Zumindest habe ich es als Anlass genommen, die Menschen zu recherchieren, die hier zu Wort kommen dürfen. Ich fände es interessant, ein Buch mit genau diesem Aufbau alle paar Jahre neu herauszubringen, um die Veränderungen über bestimmte Zeiträume hinweg abzubilden: Wie verändert sich das gesellschaftliche Bild von Feminismus, welche politischen Entwicklungen haben Einfluss darauf, welche Personen sind im jeweiligen zeitlichen Kontext relevant? Das wäre spannend – zumal The Future is Female nun schon 7 Jahre alt ist.
Weitere Meinungen
Alle, die nun aufschreien und meinen, dass sich dieses Buch gegen Männer richte, kann ich beruhigen. Tut es nicht. Bennett macht klar, dass Feminismus ganz und gar nicht bedeutet, gegen Männer zu arbeiten. Sondern es geht darum, gegen die Ungleichheiten in unserer Gesellschaft etwas zu tun und Missstände sowie Sexismus zu bekämpfen.
Das Buch bleibt eher an der Oberfläche und legt den Fokus klar auf Situationen im Büro, wobei nicht alles davon unbedingt auf andere berufliche Situationen übertragbar ist. Man merkt dem Buch auch seinen amerikanischen Ursprung an, denn als Beispiele werden vor allem bekannte amerikanische Politiker und Firmen genannt.
Empfehlenswert ist das Buch für fortgeschrittene Anfänger_innen. Der Verlag empfiehlt es ab 12 Jahren, das halte ich doch für ein bisschen zu ambitioniert, die Hauptzielgruppe sind meiner Meinung nach nicht vordergründig Jugendliche. Ich lege Feminism is for everyone allen Feminist_innen ans Herz, die sich mit dem (oft nicht berücksichtigten) Konzept der Intersektionalität vertraut machen wollen – besonders das Kapitel zum Thema Allyschaft ist eines, aus dem die meisten Leser_innen noch viel mitnehmen können.
Es gab Zeiten in denen ich feministische Diskussionen gemieden habe. […] Bei einem so großen und wichtigen Thema nicht richtig mitreden zu können, hat mich zwar einerseits demütig werden lassen, aber auch irgendwie handlungsunfähig. Was sollte ich auf dumme Sprüche antworten, die in mir zwar Bauchschmerzen verursachten, aber denen ich keine starken Argumente entgegenzusetzen hatte? Dieses schlaue Büchlein hätte ich mir damals als Einstieg gewünscht. Zum einen, weil es gut erklärte Antworten gibt, aber vor allem auch, weil es die richtigen Fragen aufwirft.
Ich bin tatsächlich etwas zwiegespalten. Ich denke durchaus, dass dieses Buch vielen helfen könnte. Es ist allerdings nicht als komplette Einsteigerlektüre geeignet, da die Themen dafür einfach nicht gut genug an einem roten Faden entlang laufen. Für “Fortgeschrittene” sind diese Themen meist jedoch nichts neues und viele angesprochene Themen vielleicht mehr Alltag. Allerdings ruft dieses Buch auch ganz klar zum Handeln auf.
Insgesamt ist The Future is Female eine sehr gelungene Sammlung feministischer Texte. Sie eignet sich gut zum Einstieg in das Thema Feminismus. Auch für junge Leser*innen ist das Buch toll, denn es kommen viele junge Frauen zu Wort. Ich habe viele Anregungen zum Weiterlesen bekommen und kann das Buch daher nur empfehlen.
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