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Rezension: Drei Magier und eine Margarita. Guild Codex: Spellbound 1 | Annette Marie

6 Minuten Lesezeit

Drei Magier und eine Margarita war schon ein paar Monate unangetastet bei mir, bevor ich jetzt endlich in der richtigen Stimmung für dieses Buch war, und es an einem einzigen Tag durchgelesen habe. Dabei weiß ich rückblickend gar nicht, was mich vom Lesen abgehalten hat!

Worum geht es?

Gefeuert, pleite, mit einem Bein in der Obdachlosigkeit – ich bin offiziell verzweifelt genug, um auf die Stellenanzeige für einen dubios klingenden Barkeeperjob zu antworten. Die Gäste in diesem Pub sind irgendwie … speziell, und meine Probeschicht geht vom ersten Moment an den Bach runter. Doch statt mich hochkant rauszuschmeißen, bieten sie mir den Job an. Wie sich herausstellt, ist der Pub eine Gilde. Und die drei attraktiven Typen, die ich mit einer Margarita überschüttet habe? Das sind Magier.

Offenbar ist eine Barkeeperin, die sich nichts bieten lässt, genau das, was diese Gilde braucht – oder es hat seine Gründe, dass niemand sonst hier arbeiten will. Für jemanden, der Magie bis eben für nicht existent gehalten hat, stecke ich jedenfalls plötzlich ganz schön tief drin …

Der knappe Klappentext, der mich damals sofort davon überzeugt hat, dass ich das Buch unbedingt lesen musste, trifft ziemlich genau ins Schwarze: Tori ist nicht auf den Mund gefallen und als sie sich – mal wieder – als Kellnerin nicht alles grundlos gefallen lässt, muss sie einen neuen Job suchen. Im Pub „Crow and Hammer“ ist ihre toughe Art aber genau das, was gesucht wird, und plötzlich steht sie mitten in einer Truppe aus Abenteurern, die ihr Verständnis von der Welt auf den Kopf stellen.

Dabei schafft die Autorin Annette Marie das, was ich bei so vielen anderen Autor*innen vermisse: sie verbindet ihren einfachen Schreibstil, der sich deshalb ganz locker lesen lässt, mit großartigem Humor und Sarkasmus. Das ist genau die Kombination, die ich an Patricia Briggs und ihrer Mercy-Thompson-Reihe so schätze, und die auch in den Dialogen in Helen Harpers Magic Sparks angedeutet wird: schlagfertige Charaktere, die sich nicht unterkriegen lassen und immer einen flotten Spruch auf den Lippen haben.

Insbesondere Frauenfiguren, die, ja, schöne Männer durchaus zu schätzen wissen, aber ihnen auch Kontra geben, wenn diese gewisse Grenzen überschreiten. So muss sich Tori schon während ihrer Probeschicht als Barkeeperin im neuen Pub gegen verschiedene Anmachen, aber auch gegen Beleidigungen und Respektlosigkeit von Männern und auch von Frauen behaupten, was sie unter anderem durch das Verweigern von Bestellungen, eine ins Gesicht geschüttete Margarita und eine Lektion im Bitte- und Danke-Sagen erreicht.

In der ihr fremden, neuen Welt voller Magie und Mystik steht Tori als einfacher Mensch erst einmal schwach und angreifbar da. Ein brüderliches Trio attraktiver Männer – die drei Magier, die im Titel genannt werden -, das einerseits dazu verdonnert wird, auf sie aufzupassen, es andererseits aber auch sehr genießt, in die Beschützer- (und Angeber-) Rolle zu schlüpfen, sorgt jedoch schnell dafür, dass sie nahezu unantastbar wird. Die Betonung liegt auf „nahezu“ … Als es dann kommt, wie es kommen muss, und Tori mit einem ihrer Aufpasser in einen Hinterhalt gerät, stellt sich heraus, dass sie nicht nur mit Worten zuschlagen kann, sondern auch sonst recht gut zu gebrauchen ist.

Dieser spielerische verbale Schlagabtausch, die gut verständliche Urban-Fantasy-Welt, die liebevoll gestalteten Charaktere – das alles, verpackt in diesen besonderen humorvollen Erzählstil, den ich so liebe, hat mir beim Lesen von Drei Magier und eine Margarita richtig Spaß gemacht. Eine kurze Recherche zeigt: Im englischen Original gibt es aktuell 8 Bände (und ein Spin-Off?), der letzte ist 2020 erschienen. Möglicherweise ist die Reihe also abgeschlossen. Auf Deutsch sind inzwischen 4 Bände erschienen und ich bin sehr neugierig, wie die Geschichte weiter geht.

Einen einzigen, klitzekleinen Minuspunkt habe ich für Drei Magier und eine Margarita: viele Gildenmitglieder, die eher Figuren am Rande sind und manchmal nicht einmal einen Namen erhalten, werden mehrfach anhand einzelner Merkmale beschrieben, die sich dann bei jedem Auftauchen in der Story wiederholen. Eine ältere Frau mit Strickmütze und türkisfarbenem Brillengestell zum Beispiel kam so oft vor – gib der armen Frau doch einfach einen Namen! Dann bräuchte ich nicht immer wieder diese längere Beschreibung, die schon allein durch die häufige Wiederholung etwas störend wirkt.

Zugutehalten muss ich der Autorin, dass sie mich auf die falsche Fährte gelockt hat, was Toris Love Interest betrifft. Rückblickend hatte ich am Anfang den richtigen Riecher, aber dann gab es ein paar Momente, in denen ich eine andere Person in die engere Wahl gezogen habe und für mich klar war, wohin die Reise gehen würde, nur damit es schließlich doch jemand anderes wird. Ich persönlich hätte eine andere Entscheidung getroffen, aber diese Andeutungen, ohne, dass etwas explizites passiert wäre, hat mich sehr an K-Dramen und das sogenannte „second lead syndrome“ erinnert. Das ist nur ein weiteres Detail, das mir gefällt.

Apropos „explizit“: Im krassen Gegensatz zu so vielen anderen aktuellen Fantasy-Romanen für Erwachsene kommt Drei Magier und eine Margarita komplett ohne Sexszenen aus. Es gibt eine Kussszene und ein paar Momente der unausgesprochenen Bewunderung und leichter Schwärmerei, aber weil so viel passiert und die Charaktere einfach mit anderen Dingen beschäftigt sind, ist dies keine in Fantasy verpackte Erotik.

Mir fällt erst jetzt beim Schreiben dieser Rezension so richtig auf, dass ich diesen Aspekt schon fast für selbstverständlich halte bei Fantasyromanen, die sich an Erwachsene richten, und dass ich es beim Lesen gar nicht bemerkt habe, dass das hier nicht der Fall war. Ein deutliches Zeichen dafür, dass ich wirklich in der Geschichte steckte und keine Gelegenheit hatte, meine Gedanken in andere Richtungen schweifen zu lassen!

Ich gehe davon aus, dass es in den Folgebänden gelegentlich einige Szenen geben wird, in denen Romantik, Sex und alles, was damit zu tun hat, expliziter beschrieben wird, dass dabei Einvernehmlichkeit aber einen hohen Stellenwert hat. So war es auch bei der oben erwähnten Mercy-Thompson-Reihe von Patricia Biggs, die ich so liebe, und der dieses Buch in der Ästhetik, der Stimmung und dem Schreibstil so ähnelt. Dass in diesem ersten Teil aber darauf verzichtet wurde und uns Lesenden stattdessen die Welt beschrieben und die Charaktere vorgestellt wurden, das rechne ich der Autorin hoch an.

Etwas schade finde ich – aber das hat mit Drei Magier und eine Margarita an sich nichts zu tun – , dass die Cover der deutschen Übersetzungen alle sehr ähnlich sind, es unterscheidet sich nur der Titel und kleine Details, die aber nicht sofort erkennbar sind. Dadurch sind sie auf den ersten Blick nicht voneinander zu unterscheiden. Eine andere Farbe pro Band bei gleichbleibendem Design hätte ich beispielsweise besser gefunden.

Ich danke NetGalley und dem Verlag für das Rezensionsexemplar!

Autor*in: Annette Marie
Übersetzung: Jeannette Bauroth
Originaltitel: Three Mages and a Margarita
Reihe: Guild Codex: Spellbound
Verlag: Second Chances Verlag
Gerne/Themen/Altersempfehlung: Urban Fantasy, Magie, Erwachsene

Preis: 6,99 € (kaufen auf genialokal.de)
ISBN: 978-3-98906-023-4
Erschienen: 21.04.2024
Umfang: 350 Seiten
gelesenes Format: eBook, auch als Paperback erhältlich

„Annette Marie verfügt über einen einzigartigen Schreibstil, der sich durch eine lockere und humorvolle Sprache auszeichnet. Sie bevorzugt es, die Leser nicht mit langatmigen Beschreibungen zu überhäufen, sondern sie direkt in die Interaktionen ihrer Charaktere zu ziehen. Ihre Dialoge sind lebendig und spiegeln die Persönlichkeiten der Figuren wider, während sie gleichzeitig die Handlung vorantreiben. Annette Marie weiß genau, wie man eine Geschichte erzählt, die sowohl unterhaltsam als auch nachdenklich macht.“

„Ein Highlight war es für mich nicht – auch wenn ich nachvollziehen kann, warum es das für viele war. Jedoch habe ich es sehr gerne gelesen und hatte meinen Spaß, habe die Wortgefechte genossen und öfter auch mal herzhaft gelacht oder war überrascht über den Plottwist.“

„Locker leicht erzählt und mit viel Schwung macht diese Geschichte einfach unheimlich viel Spaß. Allein die gesamte Selbstironie und die Situationskomik, gespickt mit frechen und schlagfertigen Dialogen lassen die Seiten nur so verfliegen.
Doch nicht nur viel Humor macht dieses Buch aus, sondern auch ganz viel Spannung und Action.“

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2 Kommentare

  1. Hallo liebe Henrike!

    Vielen Dank für die Verlinkung zu meiner Rezension 🙂

    Und nun zu deiner:
    Ich finde die so cool! Ich mag es, dass du auf die Geschichte eingehst, gleichzeitig aber auch Querverbindungen zu anderen Büchern ziehst, ohne, dass es wie ein Vergleich im herkömmlichen Sinne erscheint, sondern deine Meinung zum Buch selbst noch unterlegt ^-^ Hat wirklich Spaß gemacht, die Rezi zu lesen und du hast Recht.
    Fantasy/ Romantasy setzt man beinahe schon von Anfang an voraus, dass da explizite Szenen vorkommen.
    Die Reihe kommt ohne richtig gut klar bisher und ich lieb sie 😀

    Liebe Grüße und schöne Vorweihnachtszeit

    Jamie

    • Hallo Jamie,
      vielen Dank für deinen Besuch und deine lieben Worte! ☺️
      Ist es nicht interessant, wie schleichend Erotik in Erwachsenen-Fantasy zur Normalität wurde und wir eher überrascht sind, wenn ein Buch mal davon abweicht? Ich könnte wetten, dass das mit Nalini Singh, Jeanine Frost etc. so richtig in Mode gekommen ist …
      Liebe Grüße
      Henrike

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