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Rezension: Eternity Online 2 | Mikkel Robrahn

etwa 8 Minuten Lesezeit

Nachdem ich Band 1 von Eternity Online super fand, waren meine Erwartungen an Band 2 groß. Die Verbindung von (Fantasy-/Science-Fitction-) Romanen und Games hat mich bei Richard Schwartz‘ Fluchbrecher überrascht und begeistert; Eternity Online 1 fühlte sich ein bisschen wie ein Ableger davon an. In dem Wissen, dass Mikkel Robrahn so einiges an Erfahrung in dem Bereich Gaming mitbringt, erwartete ich auch in Band 2 unterhaltsame Quests und Spielmechaniken, die irgendwie besonders sind.

Worum geht es in Eternity Online 2?

Ein epischer Arenakampf, in dem nur die beste Heldengruppe überleben wird. Der zweite Band von Mikkel Robrahns Fantasy-Serie über die Welt der Online-Rollenspiele. Als sich Avataris – die riesige Onlinewelt, in der die Menschen nach ihrem Tod weiterleben können – aus dem alles verschlingenden Feuer erhebt, ergreift die Helden der freien Völker eine ganz neue Kriegsbegeisterung. Eine Arena soll gebaut werden, in der sich die fähigsten Kämpfer miteinander messen werden. Für die meisten Heldengruppen heißt es Untergang oder Sieg. Also meistens: Untergang.

Rob und seine Freunde ahnen, dass mehr dahinterstecken muss und beginnen, Nachforschungen anzustellen. Unterstützung bekommen sie dabei von einem neuen Gruppenmitglied, der wie Rob nicht in diese Welt zu passen scheint. Aber hat ihre Heldengruppe wirklich das Zeug dazu, eine Arena zu überleben, in der die Besten der Besten gegeneinander antreten? Gemeinsam stürzen sie sich in ein Abenteuer, das sie vielleicht nicht überleben werden.

Quelle: Verlag

Aber leider fühlte sich Eternity Online 2 dort zäh und chaotisch an, wo Band 1 überraschend und frisch war. Obwohl es gerade einmal rund 50 Seiten mehr waren als in Band 1, kam mir das Buch doppelt so lang vor. Beim Lesen fühlte ich mich so plan- und ratlos wie die Hauptfigur Rob: Es war nicht klar, wohin die Reise gehen sollte.

Es ist ja nicht falsch, dass man nicht von Anfang an weiß, wer gut oder böse ist oder wenn mehrere Nebenstränge und plötzliche Miniquests die Helden auf ihrem Weg ans Ziel vorübergehend aufhalten. Aber wenn außer der Rettung einer wichtigen Figur nicht deutlich wird, was genau der rote Faden sein soll, und man viel Zeit damit verbringt, Botendienste oder kleinere Monster zu erledigen, ist das ziemlich frustrierend. Besonders gezogen haben sich ständige Wiederholungen von unwichtigen hol-dies-bringt-mir-das-Quests. Auch hier gilt meiner Meinung nach: Ich verstehe, wenn diese Elemente bewusst eingebaut wurden, um den Frust von Gamer:innen bei RPGs als Buchform abzubilden. Das macht es nur leider nicht weniger langatmig.

Die Idee mit der Arena finde ich spannend; auch, was gegen Ende an Bedeutung und Hintergrund hierfür aufgedeckt wird. Ich glaube, mir hätte Eternity Online 2 sehr viel besser gefallen, wenn mehr Kapitel aus der Sicht von Robert in der realen Welt erzählt würden. Wenn man die Hintergründe weiß, bevor man der Handlung in Avataris folgen soll, und dadurch mehr Hinweise und Details bemerken kann – das hätte für mich vielleicht besser funktioniert.

Dass die eingespielte Gruppe sich außerdem stetig verändert, sorgt zwar für eine gewisse Abwechslung, die ich sonst bei den Quests und den Fortschritten in Richtung unbekanntes Ziel vermisst habe. Gleichzeitig wurden dadurch aber viele neue Stränge aufgemacht, die irgendwie ins Leere führen: Was steckt wirklich hinter dem Gemütswechsel der Person, die Rob in Band 1 verraten hatte und nun auf einmal dem Team beitreten will? Wer ist diese neue Figur – steckt vielleicht mehr dahinter?

Haben noch mehr Menschen neben Robert Harlow ihre Finger im Spiel? Was ist jeweils mit Marten und Ethan los? Woher kommt dieser neue Scharfrichter? Können die Held:innen nun doch in-game sterben, für immer? Oder gibt es vielleicht ein neues Hintertürchen in Eternity Online 2, das es den verstorbenen Personen, deren Bewusstsein in Avataris fortdauert, ermöglichen könnte, in der realen Welt wiederbelebt zu werden – quasi das Bewusstsein auf einen Chip laden, den mit dem (hoffentlich bewusstseinslosen) Gehirn eines Körpers verknüpfen und dann: Systemneustart?

Wenn man die Handlungsebene außerhalb der Onlinewelt und die Ebene im Spiel getrennt voneinander betrachtet, mögen diese und andere Details mehr Sinn ergeben. Ich habe jedoch beim Lesen von Eternity Online 2 ständig versucht zu verstehen, wie das eine mit dem anderen zusammenhängt, schließlich ist die Suche nach Antworten für Robert die große neue Mission in diesem zweiten Band. Deshalb waren die Miniquests, die die Handlung am Fortschreiten gehindert haben, die immer neue Teamzusammensetzung und vor allem das Fehlen des Gruppenanführers beim Lesen ziemlich frustrierend. Ich hatte den Eindruck: Wenn der Gruppenanführer der Held:innen fehlt und die Gilde dem Chaos verfällt, dann hat auch die Handlung keinen roten Faden mehr.

Band 1 hat mir richtig gut gefallen. Eternity Online brachte so viel Potenzial für eine richtig tolle neue Romanreihe mit, deren Thema ich als bisher vernachlässigt bezeichnen würde und das mit Gamern eine große neue Zielgruppe erreichen könnte. Aber wie auch schon der letzte Band der Eisraben-Chroniken von Richard Schwartz erzeugt Eternity Online 2 bei mir eher den Eindruck, als ob man nach dem Vorgänger keine konkrete Idee hatte, wohin die Reise gehen soll – und müsste nun auf Teufel komm raus irgendwie die Handlung weiter strecken, wobei die Ziele entweder aus den Augen verloren wurden oder mit dem obligatorischen dritten Band so weit in die Ferne rückten, dass der Weg dahin unnötig in die Länge gezogen werden musste.

Bitte versteht mich nicht falsch; der Schreibstil und die einzelnen Momente waren gut. Die einzelnen Quests, die einzelnen Dialoge, die einzelnen kleinen Erkenntnisse und die einzelnen Konflikte. In Kombination wurde daraus leider ein großer Einheitsbrei aus „das habe ich doch gerade eben erst gelesen“ und „Oh, ein spannendes neues Element. Wie geht es damit jetzt weiter? Ach, okay, ist nicht so wichtig, die Handlung konzentriert sich lieber auf diesen anderen Bereich, den wir schon dreimal durchgekaut haben.“ Es fühlt sich nach verschenktem Potenzial an.

Ich glaube momentan nicht, dass ich Band 3 lesen werde. Vielleicht nur deshalb, um zu wissen, wie die Rahmenhandlung mit Robert ausgeht und was außerhalb von Avataris und den anderen Onlinewelten passiert. Der Cliffhanger zum Ende hin war dafür super gesetzt. Aber ich glaube nicht, dass es noch einmal 400 Seiten dazu braucht, wenn nicht etwas wirklich Großes in Band 3 auf uns wartet.

Übrigens: Auf Steam gibt es ein kostenloses Minispiel, in dem man selbst einen Charakter in Avataris erstellen und die ersten Schritte in der Online-Welt machen kann – die Ratten-Quest im Wirtshaus! Eine schöne Idee, bei der ganz nebenbei auch noch Werbung für die Bücher von mit Mikkel Robrahn befreundeten Autpor:innen gemacht wird. Aber es ist wirklich nur ein Prolog, wie der Titel des Spiels schon sagt, und nach wenigen Minuten vorbei.

Vielen Dank an NetGalley und den Verlag für das Rezensionsexemplar!

Titel: Eternity Online 2
Autor*in: Mikkel Robrahn
Übersetzung:
Reihe/Band: Avataris-Trilogie Band 2
Verlag: Fischer eBooks
Gerne/Themen/Tropes/Altersempfehlung: LitRPG, Fantasy, Magie, Gaming, ab 14

Preis: 16,99 €
ISBN: 978-3-10-492142-6
Erschienen: 12.03.2025
gelesenes Format: eBook, auch gebunden und als Hörbuch erhältlich
Umfang: 464 Seiten

Sanya Lehmann auf Schreiblust Leselust

Auch der schon erwähnte Humor hat zu einer angenehmen Atmosphäre beigetragen. Nicht nur einige Charaktere machen von sich aus Witze, sondern auch der Schreibstil lädt gelegentlich zum Schmunzeln ein. Diese Leichtigkeit begrüße ich gerade ich spannungsgeladenen Szenen, wie sie hier zahlreich vorkommen.

Dieses Buch ist für Rollenspiel-Fans perfekt. Ich empfand zwar vieles als zu vorhersehbar, aber dennoch habe ich Rob sehr gerne auf seinem Weg begleitet. Alles in allem kann ich das Buch auf jeden Fall empfehlen, zumal ich das Worldbuilding einfach mochte.

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Abbildung des Covers des Buches Eternity Online 2 von Mikkel Robrahn vor einem Hintergrund. Dieser zeigt eine Sandwüste in einem blassen rot-orange mit einzelnen kleinen Grasbüscheln in rötlichem Grün. Das Cover selbst zeigt mittig eine doppelseitige Kampfaxt, dahinter einen kreisrunden weißen Wirbel, der an Magie erinnert. Der Hintergrund des Buchcovers ist dunkelrot, im unteren Drittel sind steinige Hügel zu erkennen. Dort steht in gelben Serifen der Titel Eternity Online 2 sowie der Name des Autors in weiß.

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