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[Rezension] Love Letters To The Dead (Ava Dellaira)

Titel: Love letters to the dead
Autor(in): Ava Dellaira
Verlag: cbt
Format: ePub
Erschienen: 23. Februar 2015
ISBN: 978-3-641-15648-0
Preis: 13,99€
Erworben: Juli 2015; Vielen Dank für das Rezensionsexemplar!

Erste WorteLieber Kurt Cobain, wir haben gerade Englisch und sollen einen Brief an eine berühmte Persönlichkeit schreiben, die schon verstorben ist. Als würde es im Himmel so etwas wie einen Geister-Postboten geben.

Inhalt

Es beginnt mit einem Brief. Laurel soll für ihren Englischunterricht an eine verstorbene Persönlichkeit schreiben. Sie wählt Kurt Cobain, den Lieblingssänger ihrer Schwester May, die ebenfalls viel zu früh starb. Aus dem ersten Brief wird eine lange Unterhaltung mit toten Berühmtheiten wie Janis Joplin, Amy Winehouse und Heath Ledger. Denn die Toten verstehen Laurel besser als die Lebenden. Laurel erzählt ihnen von der neuen Schule, ihren neuen Freunden und Sky, ihrer großen Liebe. Doch erst, als sie die Wahrheit über sich und ihre Schwester May offenbart, findet sie den Weg zurück ins Leben und kann einen letzten Brief an May schreiben …

Quelle: http://www.randomhouse.de/ebook/Love-Letters-to-the-Dead-deutsche-Ausgabe/Ava-Dellaira/e458323.rhd

Meine Meinung

Nachdem dieses Buch überall und immer wieder angepriesen wurde musste ich jetzt selbst einmal mein Nase da hinein stecken. Nach den ersten paar Seiten merkte ich schon, dass diese Geschichte harter Tobak ist, aber ich konnte mich doch irgendwie nicht davon losreißen. Genau genommen habe ich fast die ganze Nacht hindurch gelesen, nur um dann am nächsten Morgen weiter zu machen, weil ich doch nicht bis ganz zum Ende durchgehalten habe.

Die Handlung ist eigentlich ganz simpel: Ein Mädchen fühlt sich schuldig am Tod seiner älteren Schwester, welche es immer verehrt hat, und versucht zwanghaft, indem es sich bemüht, so zu werden wie die verstorbene Schwester, diese ins Leben zurückzuholen. Dabei lernt es neue Freunde kennen und findet nach und nach wieder zu sich selbst, bis es erkennt, wie es eigentlich wirklich ist, und welche Wesenszüge es von der Schwester übernommen hat.
So simpel das jetzt auch klingt, das ist es ganz bestimmt nicht. Das ganze Buch besteht aus Briefen an verstorbene Persönlichkeiten, die aus irgendeinem Grund von der Protagonistin Laurel verehrt werden (man nennt das ganze auch Briefroman – Werther lässt grüßen) oder die mit Erinnerungen dieser verwoben sind. So gibt es zum Beispiel Briefe an Kurt Cobain, der der Lieblingsmusiker der verstorbenen May war; an Judy Garland, die als kleine Dorothy den Weg aus Oz nach Hause gesucht hat und mit dem Film Der Zauberer von Oz die Kindheit der Mädchen beeinflusst hat; Briefe an Amelia Earhart, die als erste Frau den Äquator umflogen hat – zumindest fast – und damit eine Vorbildfigur der Mädchen geworden war; Heath Ledger, den Laurel zufällig gerade als Joker in The Dark Knight gesehen hatte, und so weiter. All diese Briefe haben so etwas wie eine Tagebuchfunktion und bereiten eindeutig darauf vor, einen letzten Brief an May zu schreiben. Dabei wird so genau beschrieben, was Laurel erlebt, wie ihre Gefühle eine Achterbahnfahrt mitmachen und wie sie alles Schlimme, was sie unweigerlich erleben muss, mit dem Guten durcheinanderbringt. Manchmal fühlte ich mich beim Lesen schon ein bisschen voyeuristisch, aber es hat mich doch nicht losgelassen. Dieses Buch ist ein bisschen wie ein Autounfall, den man vom Bürgersteig aus beobachten muss.

Die Charaktere sind wirklich einzigartig. Hannah zum Beispiel ist ein absolut schüchternes Mädchen, wenn es um Dinge geht, die ihr ernst sind, aber haut ordentlich auf den Putz, um das zu verstecken. Natalie ist ernsthaft und ruhiger, steht aber zu sich und ihren Gefühlen. Kristen und Tristan (deren Namen bestimmt nur zufällig so ähnlich klingen…) sind einfach herrlich zusammen, weil sie so verschieden und doch so gleich sind. Evan ist ein Ekelpaket und erschien mir schon gleich im ersten Moment als solches. Tante Amy ist echt süß und anstrengend in ihrer Jesusverehrung, aber weniger naiv, als man glauben mag. „Mom“ und „Dad“ sind schwierig, aber doch irgendwie tolle Eltern. Und dann ist da noch Sky. Der stille, aber draufgängerische Kerl, der Laurel schon am ersten Schultag auffiel – und der sie schon am ersten Schultag bemerkte. Dass aus den beiden mehr wird, ist vorherbestimmt und klar. Aber der Weg dorthin ist „steinig und schwer“, um mit musikalischen Worten zu sprechen. 🙂 Und Laurel selbst wirkt manchmal wie ein kleines Mädchen, das sich am liebsten unter der Bettdecke verkriechen würde, manchmal wie ein kleines Mädchen, das unbedingt groß sein will, manchmal wie ein großes Mädchen, das noch größer zu sein versucht und manchmal wie ein großes Mädchen, das wieder klein sein will. Sie ist sehr vielschichtig und ganz offensichtlich in einer Phase, in der sie sich selbst finden muss, während sie versucht, jemand anderes zu sein. Sehr anstrengend das Ganze. Eine leichte Lektüre ist das hier bei weitem nicht.
Der Schreibstil gefällt mir sehr, wenn auch die gelegentlichen Einschübe von ganzen Gedichten irgendwie nicht zu passen scheinen. Es ist alles sehr echt und ungeschmückt. Wenn man hier jetzt noch ab und zu einen Rechtschreibfehler eingebaut hätte, würde ich denken, dass das Absicht sei, um es noch echter zu machen.

Zusammengefasst: Eine Geschichte, die ich mir nicht jeden Tag antun würde, aber ich bin doch irgendwie froh, sie gelesen zu haben.

Fazit

Um es direkt zu sagen: Krasse Geschichte, harter Tobak und tiefschürfende, philosophische Gedanken – aber irgendwie fesselnd, obwohl es eigentlich nicht mein Fall ist…

* * * * *

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  1. Hey,

    das ist so ein klassisches Buch wo ich nicht weiß, ob ich es lesen soll oder nicht. Nach jeder Rezension entscheide ich mich anders. Auf der einen Seite wird es so gehyped, was für mich eigentlich eher ein Kritikpunkt ist, dann gibt es sowohl gute als auch nicht so gute Rezensionen.

    Nach deiner Rezension bin ich mir immer noch nicht sicher, weder das ich es lesen will, noch das ich nicht will. Ich denke, wenn es jemals seinen Weg zu mir findet, dann durch einen spontan Kauf am Wühltisch.

    Ein schönes Wochenende 🙂

    • Das kann ich seerhr gut nachvollziehen. Dir auch ein schönes we

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