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Zwischen all der Fantasy der letzten Monate brauchte ich mal wieder einfache, klassische Romance – da kam Play with Fire gerade recht. Ich hatte keine großen Erwartungen an diese lesbische Liebesgeschichte und mir war gar nicht nach einer einzigartigen besonderen Story, es sollte einfach nur eine entspannte, leichte Feierabendlektüre werden. Und genau das ist dieses Buch auch.
Es dauerte nicht lange, da fühlte sich Play with Fire an, als würde ich ein paar Folgen der Serie Chicago Fire schauen. Wer die Serie nicht kennt: Sie dreht sich um eine Feuerwehrwache in Chicago und eine ihrer Mannschaften, wobei die Einsätze gezeigt werden, aber eben auch das persönliche Leben des Teams eine wichtige Rolle spielt. Gemeindeveranstaltungen, der private Einsatz gegen Ungerechtigkeiten und auch das Beginnen und Enden von Beziehungen stehen im Fokus, sodass die Feuerwehr eher zur Kulisse wird, in der die Menschen zueinander finden.
Dasselbe passiert in Play with Fire. Amy ist durch verschiedene Verletzungen so viel krankgeschrieben, dass sie kaum arbeitet und die Feuerwehr eher am Rande erwähnt wird. Insgesamt ist sie nur bei zwei bis drei Einsätzen dabei. Stattdessen fokussiert sich die Handlung auf die frischen Gefühle zwischen den beiden Frauen. Dazu kommen Themen wie PTSD, Stalking, Krach zwischen Freundinnen und – Überraschung! – risikoreiche Berufe und ihre Auswirkungen auf Beziehungen.
Das gefällt mir einerseits gut, denn durch solche Details werden aus eindimensionalen Figuren komplexe Charaktere, über die ich gern lese. Andererseits fand ich das in Play with Fire zu oberflächlich umgesetzt. Nehmen wir als Beispiel mal Amy, die taffe Feuerwehrfrau.
Über Amy erfahren wir nur, dass sie einen gewalttätigen Exfreund hat, ihren Job liebt und neben ihrer besten Freundin und ihrer Cousine eine tolle Beziehung zu ihrem Bruder hat, der aber weit weg lebt, während ihre Mutter zwar vor Ort ist, zu ihr aber eine gewisse Distanz besteht. Sie hat wiederkehrende Albträume, deren Herkunft später aufgeklärt wird, und wird durch ihre Beziehungen zu anderen Menschen charakterisiert.
Was sie in ihrer Freizeit macht, ihre Hobbys, ihre Charakterzüge – das meiste davon bleibt bis zum Ende unbekannt. Kurz gesagt: Ich weiß, wer Amy ist, wenn andere Menschen da sind. Aber wer ist sie, wenn sie allein ist? Sie bleibt mir fremd, obwohl ich sie doch fast 300 Seiten lang durch emotionale Achterbahnfahrten begleitet habe.
Die Beziehung zwischen Jade und Amy war ging mir an ein paar Stellen zu schnell, in anderen Momenten war es genau richtig. Sehr gut gefallen hat mir, wie oft eine potenziell unnötig dramatische Szene durch klare Kommunikation gerettet wurde. Anstatt sich anzuschweigen oder ein Problem in sich hineinzufressen, neigen beide Frauen dazu – manchmal angestoßen von ihrer jeweils besten Freundin – einfach miteinander zu reden und die eigenen Bedürfnisse und Grenzen zu benennen. Das zu lesen war eine richtig angenehme Abwechslung zu beispielsweise den K-Dramen, die ich momentan sehr gern schaue, die aber oft extreme Missverständnisse und schlechte Kommunikation beinhalten.
Was mich leider immer wieder aus dem sonst sehr flüssigen Lesen herausgerissen hat, waren Komma- und Rechtschreibfehler. Öfter als mir lieb ist gab es auch Doppelungen wie diese aus Kapitel 17 (33 %): „Da ich genug Zeit habe, fahre ich einfach etwas eher los und bringe sie ihr vorbei. Ein Blick auf die Uhr, sagt mir, dass ich etwas eher losfahren sollte.“ Mir ist bestimmt auch nicht alles aufgefallen, ich habe ja nicht bewusst versucht, Fehler zu finden. Aber es waren genug Stellen, um mich etwas zu nerven und mich an Schreibweisen aus mittelmäßiger Fanfiction zu erinnern.
Nicht, dass Fanfiction automatisch schlecht wäre oder das Durchrutschen solcher Fehler eine Geschichte inhaltlich schlecht machen würden! Ich erwarte einfach ein anderes sprachliches Niveau von einem Buch, das ein Lektorat durchlaufen hat und in einem Verlag erschienen ist.
Fazit
Während Play with Fire mich inhaltlich also durchaus abholen konnte und ich gedanklich immer wieder Parallelen zur Serie Chicago Fire gezogen habe – nicht, weil dort dasselbe passiert wäre, sondern weil beide Geschichten dasselbe Gefühl auslösen -, bin ich auf sprachlicher Ebene immer wieder gestolpert. Insgesamt ist Play with Fire deshalb eine nette Feierabendunterhaltung für mich. Nicht weniger, aber auch nicht mehr.
Vielen Dank an den Verlag für das Rezensionsexemplar!
Titel: Play with Fire
Autor*in: Annie M. Rose
Reihe/Band: –
Verlag: digital publishers
Gerne/Themen/Tropes/Altersempfehlung: Romance, WLW, LGBTQIA*+, Feuerwehr, Stalking, PTSD, friends to lovers
Preis: 4,99 €
ISBN: 978-3-69090-055-3
Erschienen: 11.09.2025
gelesenes Format: eBook
Umfang: 285 Seiten


