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Shades of Magic von V. E. Schwab – diese Trilogie steht schon lange auf meiner „Irgendwann mal lesen“-Liste und eine Freundin hat mir doch recht deutlich nahegelegt, dass ich das besser früher als später tun sollte. Mit diesem Sammelband habe ich nun endlich die Ausrede gefunden, ihn anderen Büchern vorzuziehen, sodass mich die vier verschiedenen Londons in den letzten Monaten fast täglich auf dem Weg zur Arbeit und zurück begleitet haben.
Und meine Freundin hat mit ihrer Einschätzung recht: Die Geschichte lebt von ihren Figuren. Sie sagte: „Die Story an sich ist sehr character-driven, also erwarte keine mega spannende Handlung.“ Das würde ich unterstreichen. Obwohl die Handlung viel bietet, hängt in Shades of Magic alles an den Charakteren. Wenn die in eine sprichwörtliche Sackgasse laufen, dann geht auch die Handlung nicht weiter.
Man könnte die Geschichte dieser drei Bände recht einfach zusammen fassen: Gut gegen Böse, wobei Böse ab und zu den Körper wechselt und scheinbar viel mächtiger als Gut ist, aber Gut hat mehr Leute, deshalb muss Gut ja eigentlich gewinnen – oder? Dazu jede Menge Piraten, komplexe Magie und eine Prise Beziehung und Gefühle, wobei ich mich sehr über die gleichgeschlechtliche Beziehung wichtiger Charaktere gefreut habe und die Art, wie diese vom Umfeld akzeptiert oder auch abgelehnt wird.
Ich hätte gern noch mehr über Holland gelernt und auch Rhys Eltern sind mir etwas fremd geblieben, trotz der kleinen Einblicke gegen Ende der Geschichte. Die Bonuskapitel waren nice-to-have, aber sie waren meiner Meinung nach nicht so umfassend oder für die Geschichte relevant, als dass sie besonders hervorgehoben werden müssten. Nur die kurze Geschichte über Kells Herkunft, wie er zur Königsfamilie kam, die hat mir richtig gut gefallen. Sie führt einige lose Fäden der drei Bände zusammen und ich frage mich, warum sie nicht in der Geschichte selbst enthalten ist.
Was mir dagegen richtig, richtig gut gefallen hat, war die Figur Lila Bard. In Band 1 hatte ich den Eindruck gewonnen, dass Kell die Hauptperson der Geschichte ist und bleiben wird, aber das hat sich schnell verändert, als man das erste Mal in Lilas Kopf schauen, also aus ihrer Perspektive lesen konnte. Lila will mehr von der Welt, sie giert regelrecht nach neuen Eindrücken, neuen Erlebnissen, neuem Wissen und geht dabei buchstäblich über Leichen.
Und im Gegensatz zu vielen anderen Geschichten, in denen die starke, selbstständige und „morally grey“ weibliche Kämpferin ab dem Zeitpunkt, in dem sie ihrem Love Interest begegnet, weich zu werden beginnt und sich selbst sehr verändert; im Gegensatz dazu bleibt Lila Bard wer sie war und ist: Straßenkämpferin, Diebin und im Herzen schon immer eine Piratin. Damit eckt sie immer wieder an und die männlichen Hauptfiguren ertappen sich öfter dabei, eine weichere Lila zu erwarten, nur um wieder einmal davon überrascht zu werden, dass man bei Lila Bard genau das bekommt, was man sieht.
Ich habe die Story gern verfolgt, aber ein paar Hundert Seiten weniger hätten diesem Sammelband vielleicht gut getan. Insbesondere in Band 3 habe ich einige Passagen irgendwann überblättert, weil manche Dinge aus den vorherigen Bänden wiederholt wurden (das ist gut, wenn man die Bücher einzeln und mit Monaten oder Jahren dazwischen liest, aber gebündelt wie hier war es eher störend) oder weil einzelne Szenen sich zu lang hinzogen, ohne wirklich etwas zum großen Ganzen hinzuzufügen.
Ja, es war ein toller Weltenbau mit all diesen Details, aber manchmal wollte ich einfach wissen, wie es weitergeht und nicht, wie diese eine Straße aussieht. Das Problem habe ich mit vielen Romanen, oft High Fantasy, die vielleicht einfach epischer erscheinen wollen als sie tatsächlich sind.
Sprachlich hat mir Shades of Magic sehr gefallen. Das Buch ließ sich sehr einfach lesen und die mit Kästen abgesetzten Rückblicke waren gut von der gegenwärtigen Handlung zu trennen. Normalerweise bin ich kein Fan von kurzen Kapiteln, aber die Aufteilung in Unterkapitel hat für mich bei Shades of Magic mit den vielen verschiedenen Erzählperspektiven Sinn ergeben. Durch diese Strukturierung war es relativ einfach, den Überblick zu behalten und der Geschichte mit all ihren Facetten zu folgen.
Fazit
Es hat mir Spaß gemacht, Shades of Magic zu lesen. Besonders genossen habe ich Lila Bard, Alucard Emery und Rhy. Es war mir stellenweise zu viel Weltenbau, wodurch die Story verlangsamt wurde, und generell hätte man die Handlung etwas komplexer aufziehen können. Insgesamt wurde ich gut unterhalten, aber es ist für mich eine durchschnittlich gute Geschichte gewesen, kein unvergleichlich tolles Werk.
Vielen Dank an NetGalley und den Verlag für das Rezensionsexemplar!
Titel: Shades of Magic
Autor*in: V. E. Schwab
Übersetzung: Petra Huber
Reihe/Band: Shades of Magic-Trilogie, Bände 1-3/3
Verlag: FISCHER E-Books
Gerne/Themen/Tropes/Altersempfehlung: Fantasy, High Fantasy, Magie, Slow Burn, Piraten, ab 16
Preis: 27,99 €
ISBN: 978-3-10-491758-0
Erschienen: 30.10.2024
gelesenes Format: eBook, auch gebunden erhältlich
Umfang: 1140 Seiten
Besonderheit: Bonuskapitel, gebunden mit Farbschnitt






