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Rezension: Sulwe | Lupita Nyong’o

5 Minuten Lesezeit

Auf Instagram bin ich über Sulwe gestolpert, als der Verlag viel Werbung mit der durch den Kinofilm Black Panther berühmten Autorin gemacht hat. Und ich war neugierig, wie die Thematik „ich bin ein Schwarzes Kind und werde deshalb diskriminiert“ in eine kindgerechte Geschichte verpackt würde.

Als mein Neffe noch klein war hatte ich erstmals einen persönlichen Bezug zu dem Thema und mir fiel auf: Ja, tatsächlich gibt es vergleichsweise sehr wenige Kinder- und Jugendbücher mit Schwarzen Figuren oder BIPoC auf dem Cover, geschweige denn als Hauptfiguren. Das war nichts wirklich etwas grundlegend Neues für mich, aber mein privates Interesse daran hat meinen Blick darauf doch etwas geschärft.

Inzwischen gehört das große Poster, das als Beilage im Buch war, meiner Nichte und ich habe endlich Worte gefunden, um dieses tolle Bilderbuch zu beschreiben.

Worum geht es in Sulwe?

Sulwes Haut ist mitternachtsfarben. Sie ist dunkler als alle in ihrer Familie. Sie ist auch dunkler als alle Kinder in ihrer Schule und wird ausgegrenzt. Deshalb träumt Sulwe von einer helleren Haut: Sie will so schön und strahlend sein wie die Farbe der Morgendämmerung oder des Mittagslichts. Aber weder der allergrößte Radiergummi, noch Schminke oder helle Lebensmittel helfen gegen die Dunkelheit ihrer Haut. Doch dann träumt sie von den Schwestern „Tag“ und „Nacht“ und erfährt mehr über die verschiedenen Nuancen und Schattierungen von Schönheit. Am nächsten Morgen strahlt Sulwe vor Glück und Selbstbewusstsein: Sie ist dunkel und schön, strahlend und stark. Wie die Nacht.

Die berührende Geschichte ermutigt Kinder nicht nur zu mehr Selbstliebe, sondern auch zu mehr Toleranz und einem respektvolleren Umgang miteinander!

Meiner Meinung nach ist Sulwe ein großartiges Bilder- und Vorlesebuch für Kinder zwischen 2 und 5 Jahren. Die Geschichte führt auf fantasievolle, aber leicht verständliche Weise an den Konflikt heran und zeigt dem kleinen Mädchen Sulwe, dass Schwarze Haut genauso wunderschön ist wie jede andere Hautfarbe und die Welt aus verschiedenen Eigenschaften bei verschiedenen Menschen besteht. Es geht in Sulwe dabei weniger um Rassismus, sondern viel mehr um Colorism: Menschen derselben race werden unterschiedlich behandelt, je nach Dunkelheit ihrer Hautfarbe.

Besonders toll finde ich die Illustrationen, die ohne Klischees auskommen und Schwarzes Haar in seiner Struktur großartig abbilden. Das ist leider nicht immer der Fall, weshalb es mir hier so positiv aufgefallen ist.

Vielleicht ist ein Grund dafür die Tatsache, dass an der Produktion dieses Kinderbuchs scheinbar ausschließlich Schwarze Frauen beteiligt waren, von Autorin über Verlegerin bis hin zur deutschen Übersetzung. Man merkt beim Lesen und Betrachten der Seiten, dass der Fokus auf den richtigen Aspekten lag, um die gewünschte Message zu übermitteln.

Mein einziger Kritikpunkt, wenn ich unbedingt einen nennen sollte, ist dieser: weil die Hauptfigur der Geschichte, Sulwe, eindeutig weiblich zu lesen ist, fällt damit den Jungs erfahrungsgemäß möglicherweise die Identifikation schwer. Vielleicht hätte die Geschichte auch funktioniert, wenn das Kind nicht einem Geschlecht zugeordnet wäre, und hätte damit mehr Kinder an einem wichtigen Punkt in ihrem Leben abgeholt, an dem sie die hier erzählte Botschaft von „Du bist toll so, wie du bist!“ so dringend brauchen.

Da es aber wirklich in erster Linie um kleine Mädchen geht, die hier erreicht werden sollen, ist das nur ein kleiner Gedanke am Rande – und so, wie das Buch jetzt ist, ist es auch schon großartig genug, um nie wieder mein Bücherregal zu verlassen.

Titel: Sulwe
Autor*in: Lupita Nyong’o
Übersetzung: Prof. Dr. Maisha M. Auma
Illustration: Vashti Harrison
Reihe:
Verlag: Mentor Berlin
Gerne/Themen/Altersempfehlung: People of Color, Schwarzes Haar, Fantasy, Bilderbuch, ab 4 Jahren

Preis: 24,00 €
ISBN: 978-3-948230-18-0
Erschienen: 30.04.2021
gelesenes Format: gebunden
Umfang: 56 Seiten
Besonderheit: DIN A2-Poster als Beilage

Was die Thematik angeht, so könnte man vielleicht annehmen, dass das Buch „nur“ etwas für Betroffene ist, doch sie ist eine Bereicherung für alle großen und kleinen Leser:innen und verhilft Sensibilisierung.

Worte können nicht beschreiben, wie tief Sulwe berührt. […] Die Illustrationen sind atemberaubend und die deutsche Übersetzung hervorragend. Möge Sulwe in viele Kinderzimmer und Kinderherzen einziehen, und ihnen die Illusion der Unvollkommenheit nehmen.

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Das Cover des Buches Sulwe mittig vor einer Illustration aus dem Innenteil des Buches. Auf dem Cover sieht man ein kleines Schwarzes Mädchen umgeben von einem Sternenhimmel, das die Hand in Richtung des Betrachters - oder eines Sterns - ausstreckt. Das Hintergrundbild zeigt links eine Personifikation des Tages, rechts eine Personifizierung der Nacht. Beide werden dargestellt von Schwarzen Frauen, wobei die linke Bildseite sehr gelb, die rechte lila-blau eingefärbt ist.
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