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Hui, was für eine Gefühlsachterbahn! The Games Gods Play. Schattenverführt wirft einen direkt ins Geschehen und verliert zwischendurch nur in wenigen, kurzen Momenten an Spannung. Es passiert wahnsinnig viel in kurzer Zeit und doch konnte es mir kaum schnell genug vorangehen.
Griechische Mythologie fand ich schon früh spannend, sodass es keine Überraschung ist, Bücher wie Percy Jackson (Rick Riordan), Mythos Academy (Jennifer Estep) oder Göttlich verdammt (Josephine Angelini) in meinem Regal zu finden. Mit Lore Olympus (Rachel Smythe) hat sich kürzlich auch eine Hades-und-Persephone-Interpretation dazugesellt. The Games Gods Play brachte einen so interessanten Klappentext (und ein wirklich toll designtes Cover) mit, sodass ich es unbedingt lesen musste. Und ich wurde nicht enttäuscht, obwohl meine Erwartungen ziemlich groß waren.
Lyra habe ich schon auf den ersten Seiten ins Herz geschlossen, vor allem wegen ihrer großen Klappe und ihres noch größeren Herzens. Hades – naja, er ist halt Hades: groß, auf den ersten Blick düster, gutaussehend, immer mit einem Plan in der Hinterhand, aber er erfüllt eben auch das Klischee von „selbst wenn er gemein zu allen anderen ist, mich behandelt er gut (und außerdem hat er gute Gründe für sein Verhalten anderen Leuten gegenüber)“.
Beide sind ein Paradebeispiel von harte Schale, weicher Kern. Die Autorin Abigail Owen und die Übersetzerin Julia Schwenk brauchten kaum drei Kapitel, um mich mit The Games Gods Play in meinen muss-lesen-Schlaf-wird-überbewertet-Modus zu bringen: Schreibstil und Geschichte passen sehr gut zusammen und, wie schon erwähnt, es kommen kaum Momente der Langeweile auf.
Die Liebesgeschichte ist sehr nachvollziehbar. Auf sofortige erste Anziehung folgt vorsichtige Neugier, die hinter oberflächlicher Ablehnung versteckt ist aber immer wieder durchschimmert. Je mehr Zeit Lyra und Hades miteinander verbringen, desto deutlicher wird für Lyra, was wir Lesenden schon längst wissen: sie ist ihm mit Haut und Haaren verfallen, und ihm geht es nicht anders. Trotz dieser knisternden Spannung und offensichtlicher Chemie dauert es fast bis zum Ende von The Games Gods Play, bis sie einander ganz nachgeben, von einigen wenigen Küssen abgesehen. Slow Burn ist hierfür wirklich ein guter Begriff, den der Verlag auch im Marketing treffend einsetzt.
Und die Szene, in der sie dann endlich miteinander im Bett landen, ist wahrlich schön geschrieben: Nicht nur spicy oder nur romantisch, sondern wirklich schön und bedeutsam. Lyra bringt keine früheren körperlichen Erfahrungen mit und das wird in der Handlung auch so widergespiegelt. Keine akrobatischen Übungen, keine Körperteile mit Monster-Maßen, sondern ein sehr menschlicher und realistischer Moment – obwohl eine Gottheit beteiligt ist und obwohl es ziemlich heiß her geht. Und trotzdem ist es romantisch und schön. Die Entscheidung, es so darzustellen, hat mir sehr gefallen und schon allein deshalb bin ich neugierig, was Abigail Owen neben The Games Gods Play sonst noch geschrieben hat oder schreiben wird.
Der größte Teil von The Games Gods Play wird jedoch von dem sogenannten Crucible eingenommen, den 100-jährlichen Spielen, die die griechischen Gottheiten mit menschlichen Champions veranstalten und damit den neuen König der Gött:innen festlegen. Wie in The Hunger Games (Suzanne Collins) ist es bei den „Heldentaten“ des Crucible absolut normal, dass Menschen sterben, und sie werden ebenso wenig freiwillig dafür ausgesucht. Allerdings gibt es hier zumindest eine Chance aufs Überleben, wenn man die Hintertürchen in Rätseln erkennt oder die körperliche Stärke für die Aufgaben mitbringt.
Eine der größten Herausforderungen, vor der die Champions, Lyra eingeschlossen, stehen, ist der menschliche Charakter. Fairness und Teamgeist sind kaum zu erkennen und Lyra verzweifelt häufig an den Intrigen und dem Streben nach Macht ihrer Gegner. Dabei erkennt sie aber immer wieder (und erinnert uns Lesende netterweise daran), dass diese Gegner auch nur unfreiwillig in diesem Spielchen der Gött:innen stecken und sich wohl kaum freiwillig für die Tortur gemeldet hätten.
Und während The Games Gods Play es für uns Lesende einfach macht, uns auf die Seite von Lyra zu stellen, die immer wieder die menschliche (das heißt in diesem Fall: hilfsbereite und freundliche) Entscheidung trifft anstatt in Machtgier oder Hass zu verfallen, erleichtert die Tatsache, dass diese Situation durch Gottheiten und nicht durch einfache Menschen herbeigeführt wurde auch gleichzeitig das Akzeptieren der Gewalt:
Es ist leichter zu sagen, okay, das ist stellenweise ziemlich brutal und unnötig hinterhältig (es gibt vermeidbare Todesfälle), aber das sind nun mal unsterbliche Gött:innen, die sich nichts aus einem kurzen menschlichen Leben machen. Ich finde es schwerer zu akzeptieren, dass Menschen grauenhafte Spiele inszenieren, wie es in The Hunger Games oder Gameshow (Franzi Kopka) der Fall ist.
Ich habe The Games Gods Play innerhalb weniger Tage verschlungen, nachdem ich etwas länger auf den richtigen Moment, die richtige Stimmung zum Lesen dieses Buches gewartet hatte. Und das Warten war es wirklich wert!
Zum Ende hin wurde ich von einem Cliffhanger überrascht, denn in der Zwischenzeit hatte ich vergessen, dass es eine Fortsetzung geben und die Geschichte in diesem Band nicht abgeschlossen würde. Jetzt warte ich gespannt auf Band 2 mit dem vielversprechenden Titel The Things Gods Break, der für Oktober 2025 angekündigt ist, und kann es kaum erwarten zu lesen, wie es mit Lyra und Hades weitergeht!
Ich danke dem Verlag und NetGalley für das Rezensionsexemplar!
Titel: The Games Gods Play. Schattenverführt
Autor*in: Abigail Owen
Übersetzung: Julia Schwenk
Reihe: Schattenverführt 1
Verlag: dtv
Gerne/Themen/Tropes/Altersempfehlung: Romantasy, Fantasy, griechische Mythologie, Slow Burn, ab 16
Preis: 16,99 € (In deiner Lieblingsbuchhandlung kaufen.)
ISBN: 978-3-423-44502-3
Erschienen: 10.10.2024
gelesenes Format: eBook, auch gebunden und als Hörbuch
Umfang: 704 Seiten
Besonderheit: als Printausgabe auch Farbschnitt mit Design
