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[Rezension] Wir leuchten im Dunkeln | Lina Wilms

ePub | forever by Ullstein| 687 Seiten | 3,99€ | 978-3-95818-190-8 | ET 05.06.2017


Inhalt 

Seit bei Rayas kleiner Schwester Alessandra ein Immundefekt festgestellt wurde, hat sich Rayas Welt dramatisch verändert. Nachdem ihre Mutter die Familie verlassen hat, übernimmt sie deren Rolle und kümmert sich um Alessandra. Für mehr als eine lockere Affäre hat sie von da an keine Zeit mehr. Deshalb hält sie alle Männer auf Abstand. Bis sie eines Tages Nik trifft. Seine lockere Art fasziniert Raya vom ersten Augenblick an. Doch die beiden könnten unterschiedlicher nicht sein. Nik lebt in den Tag hinein und plant große Reisen in die weite Welt. Aber Raya ist an ihr Zuhause gebunden. Schon bald muss sie eine Entscheidung treffen … Quelle


Rezension

Dieses Buch habe ich via vorablesen.de erworben. Angesprochen hat mich als erstes das Cover, das mich in seinen Farben und auch mit dem etwas orientalischen Aussehen der Covermodels sehr an Bollywood-Filme erinnerte (womit das Buch generell aber nichts zu tun hat – nur die Stimmung ähnelte dem stellenweise ein bisschen). Die Beschreibung und die Leseprobe gaben dem dann den Rest.

Gelesen habe ich Wir leuchten im Dunkeln innerhalb einer langen Samstagnacht. Es gewitterte draußen, was es noch mal extra gemütlich machte. Das Buch selbst hat schon ein paar Seiten – s. oben -, was die Nacht eben in die Länge gezogen hat, aber ich habe jedes Wort genossen.

Die Geschichte nahm eine Wendung, die ich nicht erwartet hatte. Am Anfang war noch alles ungefähr so, wie ich es mir vorgestellt hatte, aber etwa ab dem letzten Drittel hat sich einiges getan, mit dem ich niemals gerechnet hätte. Das ist nicht schlecht, ganz im Gegenteil. Ich lasse mich gern überraschen. Allerdings gefiel mir die Geschichte ab diesem Punkt nicht mehr so gut, was wie gesagt nichts damit zu tun hat, das nicht alles nach meinen Wünschen ging, sondern weil ich die Figuren nicht mehr verstanden habe. Das Finale dagegen war wieder eine Punktlandung. Aber vielleicht sollte ich lieber von vorne anfangen.

Unsere Protagonisten treffen sich in einem Club. Sie ist mit ihren Freundinnen, er mit seinen Freunden unterwegs. Wegen einer Wette spricht er sie an, sie können sich gut leiden, gehen zusammen vor die Tür, spazieren durch die nächtliche Stadt. Die Chemie stimmt. Aber wie geht es nach dieser Nacht weiter? Welche Hindernisse stellen sich dem potentiellen Paar in den Weg und gibt es Möglichkeiten, diese zu umgehen? So weit, so gut. Bisher klingt es wie jeder andere Roman dieses Genres auch. Was Wir leuchten im Dunkeln für mich besonders macht, ist die Lebensfreude, die in beinahe jeder Szene, jedem Satz steckt. Allein die Leseprobe hat mich schon fröhlich gestimmt und dieses Gefühl hielt (bis zum letzten Drittel) im Grunde die ganze Zeit an. Natürlich gibt es Stellen, die nicht fröhlich sein sollen, da hatten andere Emotionen Vorrang. Die Moral dieser Geschichte ist meiner Ansicht nach folgende: Lebe das Leben, wie es kommt, und mache das Beste daraus. Es geht nicht immer darum, das beste für die Zukunft vorzubereiten, sondern auch darum, in der Gegenwart glücklich zu sein. Und dieses Glück, diese Freude am Leben und ganz simpel auch am lebendig Sein, dieses Gefühl ist beinah mit den Händen greifbar. Das bringt mich zurück zum Bollywood-Gedanken vom Anfang: In vielen Bollywood-Filmen gibt es Szenen (meist mit Musik und Tanz), die keinen anderen Zweck haben, als Lebensfreude auszudrücken. Vielleicht hat man deshalb das Cover in dieser Farbgebung und mit diesen Models gestaltet, um diesen Gedanken im Kopf des potentiellen Lesers in Gang zu bringen? Eine Verbindung sehe ich persönlich jedenfalls, so abstrus das auch klingen mag, und egal was ihr mir dazu sagt, ich bleibe dabei. 🙂

Die Figuren sind nicht unbedingt meine Lieblingsfiguren. Sie ist eine schwierige Person, die nicht immer nachvollziehbare Entscheidungen trifft. Ihre Vergangenheit und die Familiengeschichte spielen dabei eine wichtige Rolle, doch manchmal war sie einfach nur anstrengend. Er ist sehr undurchsichtig, so überhaupt nicht wie die Protagonisten, die ich bisher kenne. Er fällt in kein 08/15-Profil. Das gefällt mir sehr, wenn es auch gewöhnungsbedürftig war. Die Nebenfiguren haben ihre eigenen Probleme und dienen nur der Unterstützung der Protagonisten, wie es sich gehört, wirken dabei aber doch recht blass. Ich bin also nicht wirklich glücklich mit den Figuren und auch nicht mit den Entscheidungen, die sie in ihrem Leben treffen. Da für mich der Fokus dieses Buches aber auf der Botschaft „Lebe und Liebe dein Leben“ liegt, wie ich oben schon ausführlich beschrieben habe, komme ich damit klar.

Dass die Geschichte in der Schweiz, teilweise auch in Frankreich und England spielt, ist der nächste Pluspunkt. Viel zu viele Bücher haben ihr Setting aktuell in den USA oder auch in Deutschland – jedenfalls die, die auf dem deutschen Markt erfolgreich sind oder den Weg in mein Regal gefunden haben. Da ist es erfrischend, mal eine andere Location zu haben. Die Orte spielen auch eine Rolle, willkürlich sind sie also nicht gewählt. Manche Formulierungen fielen mir auf – aber natürlich sind sie mir jetzt während des Schreibens der Rezension vollkommen entfallen -, die ich als schweizerischen Slang interpretiere, da ich als norddeutsches Mädchen nie davon gehört habe, sie aber in absoluter Selbstverständlichkeit verwendet wurden. Das tut der Geschichte keinen Abbruch, doch es fällt eben auf.


Fazit

Wir leuchten im Dunkeln von Lina Wilms hat mich nicht vollkommen vom Hocker gehauen und ist zu lang, um mal eben zwischendurch gelesen zu werden. Eine gute Unterhaltung bietet das Buch dennoch und ich freue mich, die Chance gehabt zu haben, es zu lesen.


3/5


Fragerunde

  1. Wie findet ihr Bücher, die vor Lebensfreude nur so strotzen?
  2. Habt ihr Interesse an Artikeln zum Thema Bollywood – Filmreviews, Kultur, Sprache?

© Henrike Renken für WatchedStuff – Mai 2017

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  1. Hey,

    der Klappentext klingt echt toll.
    Gerade kann ich auch echt gut ein Buch gebrauchen, was jede Menge Lebensfreude versprüht.

    Aber ich hab ja ein Problem damit, wenn die Entscheidungen nicht nachvollziehbar sind. Das schreckt mich schon ein bisschen ab.

    Ich wusste gar nicht, dass du auch auf Instagram bist. Da muss ich dir direkt mal folgen 🙂

    • Hey,
      ich finde, einen Versuch ist dieses Buch wert. Lieben muss man es ja nicht. 😉

      Ja, auf Instagram bin ich noch recht neu. Du bist da schon länger unterwegs, oder? LG.

    • Ja, ich hab Instagram schon ein paar Jahre. Aber anfangs hab ich es nicht so viel genutzt und im Moment mangels WLan auch wieder seltener. Aber grundsätzlich nutze ich das schon gern.

    • Geht mir auch so.

  2. karin

    Hallo und guten Tag,

    na ja…sind wir mal ehrlich…Lebensfreude volle Pulle …ist schon gewöhungsbedürftig…weil man es meistens selber nicht so erlebt…immer nur Friede/Freude..Eierkuchen ..wer hat das schon oder?

    Deshalb bin ich da etwas vorsichtiger…Bollywood…ja gerne .

    LG…Karin..

    • Hi!
      Lebensfreude volle Pulle ist wirklich anstrengend, das schon. Aber hier gibt es einen guten Mittelweg. Im Klappentext steht ja schon, dass die kleine Schwester eine Immunschwäche hat, da ist also zumindest etwas Leid vorprogrammiert.
      Danke für deinen Kommentar und LG! 🙂

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