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Serie: Family by Choice (2024)

7 Minuten Lesezeit

Nach einer Phase mit vielen abgebrochenen Serien, weil mich die ersten Episoden einfach nicht packen konnten, habe ich innerhalb einer Woche mit Family by Choice endlich eine Serie inhaliert, die mich von Anfang bis Ende fesseln konnte.

Worum geht es in Family by Choice?

Ten years after being raised together by their fathers, Kim Sanha, Yun Juwon, and Kang Haejun reunite, but tensions have built up. Sanha and Haejun, who sought out their biological families, left Juwon behind, leading to feelings of abandonment. Now, Juwon resents them, while the others face their own family issues and one grapples with new romantic feelings for Juwon. Can they heal and rekindle their bond, or will romance complicate their relationship?

Quelle: MyDramaList, von mir minimal überarbeitet

Die Darsteller*innen haben einen großartigen Job gemacht, die Musik war toll und, am wichtigsten: Die Story hat mir richtig gut gefallen. Natürlich kann man wie bei den meisten K-Dramen (südkoreanischen Serien) darüber diskutieren, wie realistisch die Geschichte nun wirklich ist. Trotzdem hat es mir richtig Spaß gemacht, der Handlung zu folgen und mit den Charakteren auf ihre emotionale Achterbahnfahrt aufzuspringen.

Ich habe schon länger keine Serie mit diesem Level an Wertschätzung gegenüber verschiedenen Familientypen gesehen. Ja, die Liebesgeschichte war toll, die Paare passten für mich und ich habe an den von der Serie gewollten Stellen gelacht und geweint (so richtig geweint – besonders schlimm wurde es in Episode 8!), aber der eigentliche Fokus lag für mich auf dem Patchwork-Familienleben. Found Family vom Feinsten!

Ich glaube nicht, dass ich schon einmal einen so – ich wage es kaum zu sagen – kompetenten und zufriedenen alleinerziehenden Vater wie diesen in irgendeiner asiatischen Serie gesehen habe, wo traditionelle Familienbilder eine wichtige Rolle spielen – und vielleicht nicht einmal in Serien mit anderem Herkunftsort. Es gibt ein paar Andeutungen, aber es wird nie ausgesprochen, ob die beiden Väter vielleicht mehr füreinander empfinden als platonische Kameradschaft als Eltern. (Vielleicht ist das auch nur meine Interpretation, nachdem ich zuletzt sehr viele queere Serien geschaut habe.)

Family by Choice ist richtig toll geschrieben: Die Dialoge waren großartig, die twists und turns der Handlung auf dem Weg zum Happy End wirklich gut. Die meisten Episoden enden mit einem Cliffhanger, was es mir echt schwer machte, Pausen einzulegen. Am liebsten hätte ich mich die ganze Woche aufs Sofa verkrochen und Arbeit, Uni und den Haushalt komplett ignoriert – das ist in meinen Augen wahrlich ein Gütesiegel für die Serie!

Auch die schauspielerische Leistung war on point – ich wäre nicht überrascht zu erfahren, dass die Hauptdarsteller*innen während der Dreharbeiten genau wie ihre Rollen ganz geschwisterlich zusammengewachsen wären. Dieses gegenseitige Sticheln und ohne zu Klopfen ins Zimmer platzen, das Verschwören gegen die Eltern und die uneingeschränkte Unterstützung gegen jede noch so kleine Bedrohung, die von außen kommt – das wird hier sehr realistisch vermittelt.

Ich hatte zuerst Bedenken, wie der shift von vorsichtiger Freundschaft über geschwisterliche Zuneigung hin zu nicht mehr ganz so platonischer Liebe zueinander bei dem sogenannten „main couple“ aussehen würde – zu leicht kann dieses Szenario in eine düstere Grauzone voller Grenzüberschreitungen abdriften. Stattdessen haben es Autor*innen, Darsteller*innen und Regisseur mit viel Fingerspitzengefühl geschafft, diese Gratwanderung zwischen „oh, wie romantisch 😍“ und „ähm, das ist jetzt schon irgendwie schräg 🤨“ zu meistern.

Das einzige, was mir an Family by Choice nicht so gut gefallen hat, sind ein paar Entscheidungen für die optische Darstellung: Es gibt zum Beispiel ab und zu fade-to-black Übergänge zwischen Szenen, mit denen Zeitsprünge markiert werden. Das hat für mich immer wieder Erinnerungen an 2000er Sitcoms geweckt, die an der Stelle völlig unangebracht waren, und das machte die Stimmung etwas kaputt. Alles andere an Family by Choice grenzt für mich aber an Perfektion.

Sogar die Charaktere, die ich nicht leiden konnte, waren toll, denn ihr Verhalten war begründet. Die Figuren, die man nicht mögen sollte, wurden so gut gespielt, dass man sie wirklich hassen konnte – so wie Geoffrey in Game of Thrones. Auch die Nebenfiguren hatten eine Hintergrundgeschichte und waren nicht nur oberflächlich eingebaute Kulissen für die Hauptfiguren.

Ernsthaft, ich kann mich nicht erinnern, wann ich zuletzt eine Serie geschaut habe, die ich schon in der ersten Episode genug geliebt habe, um sie auf meine Favoritenliste für das ganze Jahr zu setzen – und die im gesamten Verlauf der 16 Episoden nicht mehr von dieser Liste verschwunden ist. Tatsächlich ist Family by Choice inzwischen auf meiner all-time-favourite-Liste und ich halte die Augen offen nach den DVDs, damit ich die Serie auch ohne Internetzugang schauen kann.

Es gib ein paar Dinge, die für die Geschichte von Family by Choice notwendig, aber nicht leicht zu verarbeiten sind. Damit die drei Kinder/Teenager/Erwachsenen so tiefe Gefühle füreinander entwickeln können, die Väter über sich hinauswachsen und alle zusammen diese großartige Familie zusammenwürfeln können, müssen vorher ein paar heftige Dinge passieren. Diese geschehen nicht immer, aber oft genug on-screen, sodass ich an dieser Stelle eine Warnung vor Triggern für richtig halte, die mit (vorsichtig formuliert) „Familienkonflikten“ zu tun haben.

Triggerwarnung (kleine Spoiler)

Erst nach dem Beenden der Serie habe ich bei Recherchen für diesen Beitrag gelesen, dass Family by Choice auf der chinesischen Serie Go Ahead (2020) basiert. Da ich diese Vorlage nicht gesehen habe, kann ich aktuell nicht beurteilen, wie nah am Original diese Version der Geschichte bleibt. Was ich bisher gelesen habe deutet aber darauf hin, dass es bis auf wenige Ausnahmen keine allzu großen Abweichungen gibt. Go Ahead steht deshalb jetzt auf meiner Liste der Serien, die ich noch schauen möchte:

Wenn mir Family by Choice so gut gefällt und die Vorlage nicht so anders sein soll, dann müsste sie doch auch meinen Geschmack treffen, oder?

Übrigens: Ich erwähne in diesem Beitrag an mehreren Stellen Listen – Favoriten oder Serien, die ich noch schauen möchte („Watchlist“). Hierfür und zum Tracken der einzelnen gesehenen Episoden nutze ich eine extrem praktische App, die ich demnächst genauer vorstellen möchte. Also haltet die Augen offen!

Bibliografische Infos
Poster zur Serie Family by Choice. Zu sehen sind die drei Hauptcharaktere. Zwei stehen vor einem Hintergrund aus weißer Kleidung, die an einer Wäscheleine hängt und den Blick auf einen hellblauen Sommerhimmel freigibt, die dritte Person sitzt mit einem Eis in der Hand vor den anderen beiden. Über dem Himmel stehen in bunten koreanischen Schriftzeichen der Titel und eine kurze Catchphrase für die Serie.

Family by Choice

Genre/Themen: Romantik, Komödie, Familie
Tropes: found family, coming of age, relationship upgrade

Originaltitel: 조립식 가족
Originalsprache: Koreanisch
Hauptdarsteller*innen: Hwang In Youp, Jung Chae Yeon, Bae Hyeon Seong
Regie: Kim Seung Ho
Episoden: 16 Episoden
Episodenlänge: ca. 50-60 Minuten
Jahr: 2024

Hier schauen (mit Untertiteln): Viki

Weitere Meinungen

„If you are reading this review before watching the drama, don’t be fooled by the actors playing high school students and think this is another teenage drama. There is a lot of depth, raw, and very real scenes, and this drama touches on real-life problems and the not-so amazing things that people go through in life. I think that each actor protrayed their characters well and really brought the story to life. I would have wished for a bit more of romantic scenes but that is a personal desire. This drama was amazing to watch from beginning to end despite some difficult, heart-wrenching scenes.“

„Everything about this is so good! I haven’t been able to sit still an watch a drama in a while, but for this I finished both eps when I should’ve neem studying 😅. Not for a moment did I look away, I absolutely love this !!!!“

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