Verlag: dtv
Format: HC
Seitenzahl: 368
Erschienen: 19. Februar 2016
ISBN: 978-3-423-76136-9
Preis: 16,95 €
Erworben: Dezember 2016
Erste Worte: Das erste Mal begegnete ich ihr am Ende einer dieser sich zäh dahinschleppenden Wochentage, die für Privatschulen wie das Sherringford-Internat so typisch sind.
Inhalt So hast du Holmes und Watson noch nie erlebt!
Drei Dinge will Jamie Watson partout vermeiden, als er gegen seinen Willen auf ein Internat an der Ostküste der USA geschickt wird:
1. Dort auf die charismatische Charlotte Holmes zu treffen, Nachfahrin des legendären Sherlock, die allerorten für ihren komplizierten Charakter und ihr detektivisches Genie bekannt ist.
2. Sich in besagte Charlotte zu verlieben – natürlich unglücklich.
3. Gemeinsam mit Charlotte in einen Mordfall verwickelt zu werden.
Doch dann wird Jamie von seinem Zimmergenossen zu einer Party mitgeschleift, auf der er Charlotte begegnet und sofort von ihr fasziniert ist. Kurz darauf geschieht ein Mord. Hauptverdächtige: Jamie Watson und Charlotte Holmes! Ihnen bleibt nichts anderes übrig, als die Ermittlungen selbst in die Hand zu nehmen. Quelle
Meine Meinung Dieses Buch ist durch Zufall auf meinem SuB gelandet, als ich bei reBuy einen Großeinkauf gestartet und bei der Gelegenheit die Angebote durchstöbert habe. Wenn einem dort die Versandkosten erspart werden, ist das aber auch zu verlockend… Große Erwartungen hatte ich nicht. Ich wollte nur mal wieder ein annähernd kriminalistisches Buch lesen und hatte erst im Dezember die neueste Staffel Elementary, also eine neue, amerikanischere Version von Sherlock Holmes, gesehen und dieses Thema noch im Hinterkopf. Als dann dieses Jugendbuch aus der Perspektive der Nachkommen der beiden berühmt-berüchtigten britischen Detektive auf dem Bildschirm auftauchte, war die Entscheidung leicht gefallen.
Besonders gefiel mir die Idee, die Figur des Holmes, also den kalt erscheinenden, immer berechnenden und doch irgendwie in seiner Schrägheit liebenswerten Charakter, in einer weiblichen Variation zu verwenden. Bisher habe ich nur männliche Versionen dieser Figur gefunden, wenn nicht die ursprüngliche Figur im Fokus stand. Diesen abweisenden Charakter in eine Frau zu stecken, erscheint vielen wohl als unnatürlich oder unlogisch, aber für mich macht genau dieser Punkt Holmes & Ich zu etwas Besonderem. Allerdings gefällt mir die Umsetzung dieses Gedankens weniger gut, denn Miss Holmes ist immer noch ein sehr gewöhnungsbedürftiger Charakter – und das ist schon vorsichtig ausgedrückt. Auch Watson, aus dessen Perspektive geschrieben wird, ist eine auf den ersten Blick sehr gelungene Figur, wenn man aber genauer hinschaut ist er etwas zu schwächlich, etwas zu unentschlossen und sein Hang zu plötzlichen Gewaltausbrüchen macht ihn nicht wirklich sympathischer. Zusammengefasst: Die Figuren sind zu sehr ihren Vorbildern nachempfunden und der Versuch, diese dann in die aktuelle Gesellschaft und dann auch noch ins Teenageralter zu versetzen, ist zu bemüht, zu aufgesetzt, um wirklich zu funktionieren. Das ist ziemlich schade, da ich die Handlung an sich, also den titelgebenden Fall, eigentlich ganz interessant finde.
Tatsächlich finde ich die Idee, aus alten Sherlock Holmes-Fällen einen einzigen zu machen, indem man einen Nachahmungstäter bastelt, der seine Opfer genau in Holmes und Watson sucht. Also, in den jungen Versionen, den Nachkommen der Originale. Warum ist vorher noch niemand auf die Idee gekommen (oder, sollte jemand schon etwas ähnliches geschrieben haben: warum habe ich vorher noch nie davon gehört)? Auch die Umsetzung dieses Falls, die Aneinanderkettung der Morde, die Ermittlungsarbeit der Teenager ist glaubwürdig. Weniger realistisch ist jedoch die Tatsache, dass ein richtiger Cop sowohl seinen Job als auch Kopf und Kragen seiner Schützlinge riskiert, indem er Charlotte und Jamie ermitteln lässt. Das würde doch kein normaler Mensch machen, auch nicht, wenn sein Gegenüber Nachkomme einer Detektivlegende ist.
Dieses Buch ist also eine Art zweischneidiges Schwert: Einerseits lassen die Charaktere und die Umsetzung der Idee, Holmes und Watson in Teenagerkörper zu stecken und in die heutige Gesellschaft zu versetzen, zu wünschen übrig. Andererseits ist die Grundidee der Handlung wirklich gut, und der Schreibstil ist sowohl dem Thema, als auch der Zielgruppe entsprechend: frisch, jung und fokussiert.
Fazit Ich bin nicht ganz überzeugt von Jamie und ganz besonders von Charlotte, aber ich mag den Fall der Morde von Sherringford und den Schreibstil. Sollte es weitere Bände geben, werde ich sie wohl nicht sofort, aber vielleicht irgendwann lesen. Komplett abgeneigt bin ich nicht.
Weitere Rezensionen zu Holmes & Ich. Die Morde von Sherringford
Wortmalerei
Hallo Henrike,
nun, wenn man Detektive schon in Teenager verwandelt, dann ist mir persönlich der kleine Conan lieber…augenzwickern…
LG…Karin…
Mir in diesem Fall auch. 🙂