Ich gehe jetzt einfach mal davon aus, dass jeder von euch zumindest mitbekommen hat, dass der letzte Teil des Kleinen Hobbits nun auch im Kino läuft?
Dass nicht jeder die Romanvorlage – die übrigens nur einen einzelnen, relativ kurzen Band umfasst – gelesen hat, ist klar. Ich habe mich selbst noch nicht dazu aufraffen können, weil J. R. R. Tolkien einfach eine ziemlich anstrengende Art zu Schreiben inne hat.
Gestern Abend war ich dann endlich im Kino – meine Nachbarn haben mich eingeladen, Jippieh! – und konnte die Geschichte für mich abschließen. Dass ein so kurzes Buch auf ganze drei Filme aufgesplittet werden kann, finde ich immer wieder erstaunlich. Doch die Macher und auch der Regisseur vom Hobbit müssen mit der Zeit gehen. Und die Zeit gibt vor: Wenn ein Film drei Teile hat, beziehungsweise, wenn der letzte Teil einer Reihe in mindestens zwei Teile aufgespalten wird, dann verspricht das beinahe den Erfolg. Mal ganz davon abgesehen, dass die Inhalte eines Tolkien-Buches gemischt mit der Art und Weise eines Peter Jackson-Filmes einfach nur genial sein können.
(Eine kleine Info zwischendurch: Mein neuester Stand ist, dass Jackson weitere Verfilmungen anderer Tolkien-Werke vehement ablehnt. Dass das Silmarillon gedreht werden soll, habe ich aber auch gelesen. Daraus schließe ich, dass es weitere Filme über Mittelerde geben wird, aber diese nicht unter Jacksons Regie entstehen werden. Schade eigentlich.)
Jetzt aber mal zur eigentlichen Kritik.
Ich muss gestehen, dass Der Hobbit kein Film für Jedermann ist. Man muss schon ein gewisses Interesse an fantastischen Geschichten, Fabelwesen und natürlich auch an Mittelerde mitbringen, damit einem dieser Film gefällt. Sinnvoll wäre es auch, wenn man die vorherigen Teile dieser Reihe sowie die Herr der Ringe-Trilogie gesehen hat. Das ist nicht zwingend notwendig, führt aber dazu, dass man während des gesamten Filmes merkt, wie sich die Lücken schließen oder einem Dinge plötzlich glasklar erscheinen, über die man vorher ewig nachgegrübelt hat. Beziehungen, Eigenheiten der Charaktere – allesmacht einen Sinn. Das gefiel mir sehr gut. Sicher, es gab auch Parts, mit denen ich mich auch im Nachhinein nicht anfreunden kann. Aber im Großen und Ganzen ist dieser Film ein gelungener Abschluss der Hobbit-Trilogie.
Optisch gesehen war der Film ebenfalls echt gut. Die 3D-Optik ist hier nicht zu verachten – im Gegensatz zu vielen anderen Filmen, die ich bisher in 3D sehen konnte – und auch die HDR-Version (high dynamic range) macht einiges her. HDR bedeutet, dass mehr Bilder pro Sekunde gezeigt werden. Am Anfang braucht das Auge (zumindest meines) eine gute Viertelstunde, um sich an diese vielschichtige Darstellung zu gewöhnen, aber dann ist es… Ich weiß gar nicht richtig, wie ich das ausdrücken soll. Vielleicht beschreibt die Redewendung „Wie im Rausch“ das ganz gut: Als ich hinterher die 3D-Brille wieder abgenommen habe, musste ich mich erst einmal wieder an die „normale“Sicht gewöhnen und daran, dass man eigentlich nicht so klar in 3D sieht, wie es solche Filme suggerieren. Leider gab es Szenen, die jeglichen physikalischen Gesetzen widersprachen oder einfach nicht gut waren (Ich will hier nichts vorweg nehmen, aber: Achtet mal darauf, wenn ihr den Film seht, wann Bilbos Schwert blau leuchtet, und wann nicht.). Solche
Pannen passieren (zum Beispiel als bei Troja ein eindeutig zu modernes Flugzeug am Himmel zu sehen ist, während die Griechen mit Pfeil, Bogen und Schwertern gegen die Trojaner kämpfen), doch wenn sie direkt beim ersten Ansehen des Films auffallen, müssten sie eigentlich zu vermeiden sein. Man musste als Zuschauer nicht wirklich in Deckung gehen, wenn zum Beispiel ein Zwerg mit seiner Axt ausholte, aber der Film war eindeutig mehr als zweidimensional.
Noch einmal zurück zur Handlung.
Irgendwie hatte jede Figur ihren eigenen großen Auftritt (deshalb auch all die Charakterplakate am Fuße dieser Kritik). Bilbo war wieder einmal voll und ganz der Hobbit, der er eigentlich nie sein wollte: Abenteuerlustig, mutig und klug. Außerdem erhielt er Mithrandil (schon mal von ihm gehört?). Bard erfüllte seine Bestimmung und führte sein Volk dorthin, wo es nicht erwünscht war. Dabei rettete er mehr, als ihm lieb war. Immer wieder. Gandalf war stark, als er es sein musste, und konnte sich auf seine Zaubererkollegen verlassen, als er schwach war. Galadriel wuchs über sich hinaus – obwohl sie schon im Normalzustand ziemlich mächtig ist. Legolas überwand die physikalischen Gesetze und einen der Ork-Anführer. Thranduil verlor seinen Sohn, gewann aber mehr, als er erwartet hätte, obwohl er sein eigentliches Ziel nie erreichte. Und nebenbei ritt er das beeindruckendste Schlachttier, das im ganzen Film zu sehen war. Schließlich gehört er dem für seine Bescheidenheit nicht gerade bekannten Volk der Elben an. Und dass er König ist, trägt auch so seinen Teil bei. Tauriel fand die Liebe, die ihr nicht vergönnt war und verschmähte jene, die ihr zu Füßen lag. Thorin erfüllte seine Bestimmung, erlange den Thron, den er ersehnte und verlor doch den eigentlichen Schatz. Er trat vor seinen Feind – den inneren wie den äußeren – und fand schlussendlich
Genugtuung. Die einzelnen Zwerge an dieser Stelle aufzuzählen, würde viel zu weit führen. Doch auch sie hatten alle ihren besonderen Auftritt, genau wie einzelne Zauberer und andere Gestalten. Manche von ihnen werden nur namentlich genannt, doch der erfahrene Tolkien-Kenner (auf den ich vorhin schon angespielt habe) sieht die Verbindung zur Herr der Ringe-Trilogie. Genau genommen kommt dieser letzte Teil der Hobbit-Trilogie ja chronologisch gesehen ja genau vor den ersten Teil der Herr der Ringe-Trilogie. Die Handlung dieses Films endet also genau dort, wo die des „nächsten“ beginnt:
*klopf, klopf*
„Wir wollen keine weiteren Geschenke und ich öffne auch nicht für noch mehr Gratulanten“
„Und was ist mit einem sehr alten Freund?“
Fazit: Ich finde diesen finalen Teil der Hobbit-Trilogie sehr gelungen, auch wenn es kleinere Mängel gibt. Ehrlich gesagt störe ich mich aber selten an solchen. In Filme wie diesen gehe ich mit der Einstellung, dass sie genial, großartig oder zumindest gut werden. Und von dieser fixen Idee lasse ich mich dann auch nicht mehr abbringen. Aber davon einmal ganz abgesehen ist der Film auch bei distanzierterer Betrachtung extrem gut und auch noch gut gemacht. Ich werde ihn definitiv auf DVD kaufen, wenn es soweit ist.
Eine Bemerkung am Rande: Die Kinowerbung fand ich etwas merkwürdig. Vier Werbespots von Mini, dazu Anzeigen für Trockenrasierer und Mercedes, Audi und Schwarzen Kaffee sowie Filmvorschauen für Terminator 4 (?) und Jurassic World ließen darauf schließen, dass die Veranstalter den Film für einen Männermagneten hielten. Komisch nur, dass mindestens 3/4 des Publikums aus Frauen bestand…
Mit dieser Erkenntnis verabschiede ich mich für heute. Gute Nacht euch allen!
Und teilt mir doch mit, wie euch der Film gefallen hat!
Ich muss leider zugeben, dass mich die Hobbitfilme (bis auf den ersten, der war okay) etwas enttäuscht haben.
Ich hatte das Gefühl, dass Charakterentwicklung neben „coolen Kinomomenten“ verblasst ist… und dafür, dass der Film „der Hobbit“ heißt, gab es mir eindeutig zu wenig Bilbo.
.. naja, für mich gab es leider sehr viel verpasstes Potential.