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#Mangamonat Q & A: Cross Cult Verlag

Wie schon dem altraverse Verlag zuvor durfte ich auch dem Cross Cult Verlag einige Fragen zur Arbeit in einem Mangaverlag stellen. An dieser Stelle also noch mal ein herzliches Dankeschön dafür, dass ihr euch die Zeit genommen habt, trotz Vor-der-Leipziger-Buchmesse-Stress so ausführliche Antworten zu formulieren!

Ja, es sind dieselben Fragen, die ich auch dem altraverse Verlag gestellt habe. Ich finde es durchaus interessant, verschiedene Perspektiven zu einem Thema zu betrachten – und altraverse ist ganz jung und auf Manga spezialisiert, während Cross Cult sich bereits etabliert, aber erst kürzlich mit Manga gestartet ist.

Q: Wie unterscheidet sich die Arbeit an/mit Manga von der Arbeit an/mit Romanen?
A: Eigentlich kaum. Comics/Manga sind für die Grafiker mehr Arbeit, da der Text ja schön in die Blasen gesetzt und auch mal ein Soundword retuschiert werden muss. Bei den Romanen haben dann die Übersetzer deutlich mehr Arbeit, dafür ist der Text deutlich leichter zu setzen. Am Ende vom Tag läuft es aber in beiden Fällen ähnlich: Man kauft eine Lizenz, bekommt das Material, übersetzt, setzt den Text ein, lässt die Korrekturschlaufen drüberlaufen und am Ende wird gedruckt.

Wie funktioniert die Zusammenarbeit mit Zeichnern und Textern?
Unterscheidet sie sich von der Zusammenarbeit mit „normalen“ Autoren?
Nein, auch hier nicht wirklich. Wir produzieren ja nur sehr wenig selbst und ob man jetzt einen Titel von einem Zeichner/Autor lizenziert, oder von einem Autoren macht keinen großen Unterschied. Meist ist sowieso eine Agentur zwischengeschaltet, die die Kommunikation übernimmt.

Durch welche Stationen und Hände geht ein Manga, bis er in die Buchhandlung
kommt? 
Erst wird ein Titel gescoutet, dann wird ein Angebot für die Lizenz abgegeben. Wird dieses Angebot angenommen, bekommt man vom Lizenzgeber das Material und kann damit anfangen, die Seite zu platzieren und aufs Format anzupassen. Parallel wird das Cover und der Umschlag gelayoutet. Ein externer Übersetzer bringt den Text vom Japanischen ins Deutsche, der dann wiederum von den Grafikern in den Manga gesetzt wird. Danach geht’s ab in die Freigabe nach Japan und wenn die dann kommt, kann man praktisch drucken. Die Druckerei liefert die gedruckten Bände dann an unseren Vertrieb und der liefert alles in den Handel aus. 

Was macht einen erfolgreichen Manga aus?
Puh, schwer zu sagen. So viele erfolgreiche Manga haben wir ja noch nicht herausgebracht. Blame! macht erfolgreich, dass er besonders ist aber dennoch ein absoluter Klassiker in seinem Genre. Die ursprüngliche Ausgabe ist ja schon seit längerem ausverkauft und so hat sich fast ein Kult darum gebildet. Das sind natürlich gute Grundlagen. Ansonsten ist natürlich ein Anime zum Manga immer eine tolle Sache und das Thema muss natürlich die Zielgruppe ansprechen.

Gibt es Aspekte, worin sich Bestseller oft von Nischentiteln unterscheiden?
Klar. Ein Bestseller muss einfach zugänglich sein, das öffentliche Interesse erregen und ein spannendes Thema haben. Eine historische Manga-Abhandlung von Martin Luthers Leben wäre definitiv ein Nischentitel. Hätte der gute Martin aber einen süßen Sidekick, würde ein kurzes Röckchen tragen und mit abgefahrenen Spezialangriffen Dämonen zurück in die Hölle schicken … wäre er immerhin schon näher dran am Bestseller. ^^ Was auch extrem Nische von Hit trennt ist das Artwork. Zu altmodisch und zu speziell kommt in der Regel nicht so gut an.

Wie hat sich der Manga in den letzten Jahren inhaltlich/stilistisch/… entwickelt?
Puh – die Artworks werden immer detaillierter und es bilden sich immer wieder neue Genres und Ideen. Gleichzeitig gibt es aber auch Titel wie Shônen-Manga, die seit Dragonball in den 80ern mehr oder minder nach demselben Muster laufen.

Lassen sich Tendenzen erkennen?
Gerade ist Fantasy ziemlich in und vor allem diese Geschichten, in denen irgendein Loser in eine Onlinewelt gezogen wird und dort dann gegen Monster kämpfen muss.

Welche Genres bietet Ihr Verlag an?
Wir gehen derzeit noch stark auf Shônen und Seinentitel im Bereich SciFi, Fantasy und Horror.

Warum haben Sie sich für diese Genres entschieden und nicht für andere?
Diese Genres passen zu denen, die wir mit unserem Comicverlag bedienen. Das macht den Übergang etwas leichter. Von Manga für Mädchen haben wir noch nicht so viel Ahnung und lassen deswegen zunächst die Finger davon.

Wie funktioniert der Lizenzkauf von Titeln aus dem Ausland?
Siehe oben – man macht den Japanern ein Angebot und hofft, dass es gut genug ist, um die Lizenz für einen Titel zu bekommen.

Wie wird entschieden, welche Lizenzen gekauft und welche Titel verlegt werden?
Man schaut sich die Titel auf dem Markt an und versucht, den besten fürs eigene Programm zu finden, der dann auch noch gut bei den Lesern ankommt und sich gut verkauft.

Inwiefern spielen Sprachkenntnisse eine Rolle im Verlagsalltag?
Englisch ist unumgänglich. Japanisch zu können ist ein Bonus, aber definitiv kein Muss. Im Alltag hat man damit kaum Berührung.

Spielen kulturelle Differenzen zwischen Europa und Asien eine Rolle im Verlagsalltag?
Klar. Mit Japanern verhandelt man definitiv anders als mit einem französischen Comicverlag. Das ist aber in der Industrie sicher problematischer als in einem Medienverlag. Da ist dann auch bei den Japanern alles etwas lockerer.

Wie schätzen Sie die Rolle von Manga auf dem deutschen Buch-/Comicmarkt ein?
Manga machen einen großen Teil des Comic-Markts aus und sind vor allem in den Buchhandlungen deutlich präsenter als die Comics.

Wie ist die Situation des Manga auf dem internationalen Markt?
In den USA tun sich Manga schwer, aber in Europa sind sie durchgehend stark … und in Japan trotz sinkender Auflagen nach wie vor ein Phänomen.

Favorisieren Sie persönlich Manga oder Anime? Warum?
Kommt drauf an. Meist sind Anime kurzweiliger und bieten mehr für die Sinne. Dafür sind die Manga oft ausführlicher und man wird nicht mit so vielen Füllerfolgen gelangweilt.

Warum arbeiten Sie an Manga?
Weil’s Spaß macht und sich hoffentlich gut verkauft. Die Themen in Manga sind ganz anders als bei den Comics. Das macht’s interessant.

Was ist für Sie das Besondere daran, im Vergleich zum Roman/Comic/…?
Japaner haben eine ganz besondere Art, Geschichten zu erzählen. Sowas gibt’s im US-Comic nicht.

Haben Sie persönliche Favoriten?
In unserem Programm sind definitiv Blame! und Basilisk unsere Favoriten. Beides Klassiker mit tollem Artwork, die in unserer Hardcover-Ausgabe endlich die Aufmachung bekommen haben, die sie verdienen. Ansonsten fällt die Wahl auf Shônen-Klassiker wie Dragonball, One Piece oder Death Note. Und One Punch Man ist super … am Ende gibt es viel zu viele tolle Manga, um nur ein paar Favoriten zu nennen.


Mein Dank geht an Michael Schuster von Manga Cult für die Einblicke in den Verlagsalltag und Neele Thäsler für den lieben Kontakt!

Hier gelangt ihr zur Manga Cult Homepage und zu den Social Media Auftritten auf Facebook und Twitter.

Ein Kommentar

  1. Der Fantasay-Hype macht auch vor Mangas nicht halt… ist mir gerade so beim Lesen des Interviews deutlich geworden… Auch wenn Mangas oft eine etwas andere Zielgruppe haben als das Lesefutter mit vielen Buchstaben und Zeilen…lach…

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