Für diese Aktionswoche habe ich zwei Kochbücher geplant: Die ganze Pflanze und eben auch Food for Future. Ich versuche natürlich diesem Buch als eigenständiges Werk gerecht zu werden, doch direkte Vergleiche sind aus verschiedenen Gründen naheliegend. Zum einen habe ich sie schlicht gleichzeitig ausprobiert und darüber hinaus widmen sich beide demselben Thema (wenn auch mit anderem Ansatz): Nachhaltigkeit.
Aufbau und Einleitung
Food for Future beginnt mit einem Vorwort, in dem der Autor unter anderem sein Ziel für dieses Buch erklärt:
Mit Food for Future möchte ich euch das nötige Rüstzeug für die nachhaltige Ernährung an die Hand geben: theoretische Grundlagen sowie praktische Tipps zum plastikfreien Einkaufen, richtigen Aufbewahren und nachhaltigen Gärtnern von eigenem Gemüse und aromatischen Kräutern. Dazu findet ihr in vier Kapiteln über 100 Rezepte für schmackhafte Gerichte – viele davon vegetarisch oder vegan, allesamt regional, saisonal und bio.
S. 7
Dazu beginnt das Buch mit einem einleitendem Kapitel „Die Basics für die grüne Küche„, in dem der Einkauf und nachhaltige Lebensmittel thematisiert werden. Auch ein Saisonkalender ist hier zu finden. Dieser gefällt mir um Welten besser als der in Die ganze Pflanze, denn er erstreckt sich in seiner Ausführlichkeit über zwei Doppelseiten und ist innerhalb der Monats-Spalten in Gemüse, Salate, Kräuter, Pilze und Obst unterteilt. So finde ich sofort, was ich suche. Einzig eine alphabetische Sortierung innerhalb dieser Kategorien hätte den Kalender noch besser machen können.
Als nächstes folgen die Rezept-Kapitel: „Eat greener“ befasst sich mit der Reduktion – nicht dem Verzicht darauf! – von tierischen Produkten. Die meisten Rezepte sind also vegetarisch oder vegan, aber es gibt auch Rezepte, die durchaus beispielsweise Fleisch beinhalten – nur in sehr reduzierter Menge und mit super Möglichkeiten, es komplett zu ersetzen, wenn man das denn möchte. Dieses Kapitel beinhaltet auch die Exkurse „Let’s talk about fish“ und „Let’s talk about meat„, die sich unter anderem mit industriellem Fischfang und Tipps für Fleischresteverwertung befassen.
In „Best of the rest“ geht es, wie der Titel schon erraten lässt, um die Verwertung von übriggebliebenen Lebensmitteln, „Eat me, I’m tasty“ verwertet dagegen die Reste von Zutaten, die oft weggeworfen werden – Karottengrün zum Beispiel oder Blumenkohlblätter. Ich möchte unbedingt mal ausprobieren, aus alten Kartoffeln Gnocci zu machen, der „Zwiebelkuchen mit Gemüse“ klingt großartig und obwohl man mich mit Wirsing jagen kann bin ich doch neugierig auf die Chips aus Wirsingblättern. Das sagt wohl so einiges über den „das klingt lecker!“-Faktor dieses Buches aus.
Diese beiden Kapitel bieten sich für einen Vergleich mit Die ganze Pflanze sehr an, schließlich geht es um Resteverwertung. Und ich muss sagen, Food for Future ist dem anderen Buch hier weit überlegen. So schließt „Best of the rest“ einen großen Abschnitt über Kartoffeln und altes Brot ein – der Deutschen Hauptnahrungsmittel, wenn man mich fragt – und findet doch viele Vorschläge für Gemüse- und Obstreste.
Unter „sonstige Reste“, und das ist ein Highlight für mich, sind Dinge gesammelt, die einfach oft übrig bleiben, aber aus denen man keine ganz neuen Rezepte kreieren muss. Eigelb und -weiß zum Beispiel, bleibt beim Backen ständig übrig. Sahne, Crème fraiche, Schmand – man braucht selten die genaue Menge, die man im Supermarkt bekommt, und ein paar Milliliter bleiben oft übrig, müssen aber schnell verbraucht werden. Sowas findet logscherweise in einem Kochbuch, das sich mit Pflanzenresten beschäftigt, keinen Platz. Ich finde es aber enorm hilfreich, dass diese Lebensmittel in Food for Future Erwähnung finden.
Die Doppelseite „Wirf mich nicht weg!/Lass mich links liegen!“ bietet einen gelungenen Überblick über Pflanzenteile, die zu unrecht oft weggeworfen werden – und solche, die ungenießbar sind und deshalb trotz der Bemühungen, möglichst keine Reste übrigzulassen, nicht gegessen werden sollten.
Das Kapitel „Do it yourself“ winkt den Aufstrichen, Soßen und Knabberzeug aus dem Supermarkt zum Abschied und bietet sehr interessante Alternativen zum Selbermachen. Und man spart sich zusätzlich zur Lebensmittelchemie noch jede Menge Plastikverpackungen. Clever!
Anschließend folgt das Kapitel „Vom Lagern und Ernten“, mit dem schlappen Radieschenblättern und schimmeligem Brot der Krieg erklärt wird und das Tipps und Tricks für Gärtnern auf kleinem Raum oder als gemeinschaftliches Projekt erklärt. Das Food for Future endet mit einem Stichwortregister der Rezepte (und Zutaten! Das gefällt mir gut!) und einer Danksagung.
Ganzheitlicher Ansatz
Food for Future verfolgt einen ganzheitlichen oder auch interdisziplinären Ansatz von Nachhaltigkeit. Was ich damit meine, sind vor allem die Kapitel, die keine Rezepte beinhalten. Es wird auf Küchengeräte und deren Energieverbrauch eingegangen, auf den Weg zum Supermarkt (Auto vs. Fahrrad oder öffentliche Verkehrsmittel), Küchenutensilien aus Naturmaterialien statt Plastik und auch auf die Frage „Wo kaufe ich nachhaltig?“ Die richtige Lagerung – nicht nur Temperatur und Ort, sondern auch das richtige Gefäß – wird thematisiert, das Kompostieren von Resten, das offenbar auch ohne Garten möglich ist, Gärtnern auf der Fensterbank und generell auf engem Raum und auch Vögel und Insekten finden ihren Platz.
Es gibt nicht nur viele Informative Texte zu solchen Themen, sondern auch diverse „10 Tipps für …“-Kästen, die übersichtlich und kompakt explizite Vorschläge machen – und die sind umsetzbar! Von „Kauft vor Ort ein statt in weit entfernten Einkaufszentren“ über „Reinigungstücher aus Jute und Sisalhanf statt Plastikschwämme“ (das will ich auf jeden Fall ausprobieren!) bis zu Tipps zur richtigen Lagerung von Lebensmitteln und einer Step-by-Step-Anleitung zur Anzucht von Sprossen sind viele hilfreiche Tipps dabei. Es sind oft Kleinigkeiten, die für mich selbstverständlich sind, aber manche Menschen fangen eben erst an. Die müssen auch abgeholt werden, was hier hervorragend gelingt.
Food for Future ist zwar ein Kochbuch, aber es ist in meinen Augen auch ein Ratgeber. Während die Rezepte den größten Raum einnehmen, finden doch viele nützliche Informationen Platz und die sind nicht nur total oberflächlich angerissen, nur, um sie mal zu erwähnen, sondern teilweise sehr gut erklärt. Natürlich können nicht sämtliche Formen der nachhaltigen Landwirtschaft intensiv erläutert werden. Aber man hat sich relevante Themen ausgesucht und die wurden zufriedenstellend bearbeitet. Und in den Rezepten selbst bleibt der Autor den Prinzipen treu, die er im restlichen Buch predigt. Das ist für mich einer der größten Unterschiede zu Die ganze Pflanze.
Die Rezepte
Bei den Rezepten selbst bin ich etwas zwiegespalten. Die meisten erscheinen mir sehr alltagsnah, beinhalten also zum Beispiel Reste, die oft übrigbleiben, oder benötigen Zutaten, an die man gut herankommt. Und dann sind da die Rezepte, die ich sehr spannend finde, die für mich persönlich aber auf höhere Kosten hinauslaufen, als ich für ein Gericht bezahlen möchte (Das ist natürlich sehr subjektiv, wie alles in meinen Rezensionen. Und ich lebe nun mal als Studentin mit geringem Einkommen, da ist ein Rehbraten jetzt nicht an der Tagesordnung.) oder die Zutaten benötigen, deren Anschaffung erneute Resteproduktion bedeutet. Für besondere Anlässe sind solche Dinge aber eine schöne und interessante Option.
Insgesamt sind die Rezepte sehr gut durchdacht. Oft finden sich kleine Anmerkungen, wie die beim Kochen entstandenen Reste verwertet werden können, zum Beispiel die Kürbiskerne, Selleriestiel- und Selleriegrünreste oder Sellerieschale aus dem Rezept „Kürbis-Sellerie-Stampf mit Pilzen“, oder Tipps für alternative Zutaten. Bei „Taboulé mit gebackenem Ziegenkäse“ steht zum Beispiel der Tipp: „Wer es lieber vegan mag, verzichtet auf Honig und kann statt Ziegenkäse auch gebratene Zucchini- bzw. Auberginenscheiben oder gedämpften Blumenkohl panieren und ausbacken.“ Der Tipp kam mir persönlich sehr gelegen, da ich kein Fan von Ziegenkäse bin.
Diese Hinweise zeigen, dass sich der Autor durchaus Gedanken über unterschiedliche Geschmäcker und Präferenzen gemacht hat, als er die Rezepte entwickelt hat. Auch die Anleitungen an sich sind gut verständlich und wenn ein Salat ein Dressing verlang, dann steht auch das Rezept dafür dabei statt es bei einem einfachen Hinweis „gut mit Sahnedressing“ zu belassen. Ich habe in den Rezepten selbst oft den ganzheitlichen Ansatz des Buches wiederentdeckt, und das gefällt mir sehr gut.
Ausprobiert habe ich, das muss ich gestehen, nur wenige Rezepte. Das liegt vor allem daran, dass für eine Person zu kochen einfach wenig Spaß macht und durch die aktuelle Pandemie die sonst regelmäßig stattfindenden Koch- und Serienabende ausfallen. Deshalb freue ich mich darauf, mehr Gerichte auszuprobieren, wenn es soweit ist, dass diese Abende mit Freund*innen wieder möglich sind. Besonders neugierig bin ich auf „Tortillachips mit Mexican Salsa“! (Hier wird übrigens eine Alternative für Guacamole aus Avocados vorgeschlagen: aus Aubergine und Spinat!
Die Resteverwertungs-Rezepte, insbesondere Pastavariationen, habe ich aber bereits für gut befunden! Unten abgebildet seht ihr meine Variation von „Pasta mit Spinat und Pilzen“, wobei die Nudeln vom Vortag waren und ich zusätzlich noch eine milde Chilischote kleingehackt und daruntergemischt habe. Statt dem verlangten Apfelessig habe ich normalen Tafelessig leicht verdünnt.
Fazit
Mir hat Food for Future wesentlich besser gefallen als Die ganze Pflanze: Das Buch verfolgt nachvollziehbar und strukturiert ein ganzheitliches Prinzip von Nachhaltigkeit und hat viele nützliche Alltagstipps parat; die Rezepte sind überwiegend praktisch und benötigen bis auf Gewürze kaum bis gar keine überregionalen Zutaten; und die Gestaltung mit Fotos und informativen Zwischenkapiteln ist sehr ansprechend. Das im Vorwort formulierte Ziel des Autors, nämlich den Lesenden mit Food for Future „das nötige Rüstzeug für die nachhaltige Ernährung an die Hand [zu] geben“, wird absolut erreicht.
Dank geht raus an den Verlag für das Rezensionsexemplar!
Es ist #Pflanzenwoche hier auf Buchstabensalat !
Schon seit einigen Monaten spukt die Idee für eine Aktionswoche durch meinen Kopf, in der ich mich nur auf Bücher über Pflanzen konzentriere. Jetzt ist es endlich soweit und ihr bekommt diese Woche ganz verschiedene Bücher präsentiert! Es geht ums Kochen, um Pflanzenbestimmung unterwegs, um Zimmerpflanzen für dunkle Räume und den Balkon und auch Guerillagärtnern kommt nicht zu kurz! Abschließend habt ihr die Chance, selbst einige dieser Bücher zu gewinnen.
Also bleibt dran! Lest die Artikel, sammelt die hervorgehobenen Buchstaben und wer am Ende das richtige Lösungswort errät, hüpft in den Lostopf für die Bücher- und Pflanzenpakete!
Die #Pflanzenwoche auf einen Blick:
Freitag: Ankündigung der #Pflanzenwoche und Erklärung des Gewinnspiels
Montag: Was blüht denn da? Kosmos-Naturführer
Dienstag: Die ganze Pflanze. 60 Zero-Waste-Rezepte mit Blatt, Schale, Strunk Stiel. Regional. Saisonal. Nachhaltig
Mittwoch: Unverwüstliche Zimmer- und Balkonpflanzen. 50 Überlebenskünstler, die mit fast gar nichts auskommen
Heute: Food for Future. Das restlos gute Kochbuch: nachhaltig, klimafreundlich und lecker
Freitag: Anstiftung zum Gärtnerischen Ungehorsam. Bekenntnisse einer Guerillagärtnerin
Samstag: Die schönsten Zimmerpflanzen für dunkle Räume
Sonntag: Gewinnspiel
Sonntag in einer Woche: Gewinnspiel-Auflösung und Bekanntgabe der Gewinner*innen
Bibliografische Angaben
Titel: Food for Future. Das restlos gute Kochbuch: nachhaltig, klimafreundlich und lecker
Originaltitel: Duurzaam lekker eten
Autor: Martin Kintrup
Übersetzung: Ellen Hooijen
Fotos: Vanessa Jansen
Verlag: Südwest
Genre: Kochbuch, Nachhaltigkeit
Preis: 22,00 € (kaufen bei genialokal.de)
ISBN: 978-3-517-09899-9
Format: Hardcover
Umfang: 192 Seiten
Erschienen: 27.04.2020
Besonderheit: ca. 80 Farbfotos
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