Match on Ice ist mir aufgefallen, weil endlich einmal beide Protagonist*innen in einer New Adult-Romanze einen verwandten Sport betreiben. In diesem Fall stehen beide auf dem Eis. Sonst ist es ja oft so, dass der Typ Topsportler ist und sein love interest damit absolut nichts anfangen kann, es also direkt erste Hürden für Kommunikation und Gemeinsamkeiten gibt. Ich war neugierig, wie eine Geschichte funktionieren würde, in der diese Hürden nicht existieren.
Es stellte sich aber schnell heraus, dass diese Hürden doch nicht ganz wegfallen – vor allem durch Menschen aus dem direkten Umfeld des Paares verursacht. Romys Eiskunstlauf-Partner, aktueller Mitbewohner und Exfreund (was für eine Kombi!) war mir von Anfang an unsympathisch. Ich habe mich oft an Romys Stelle gefragt, wie sie ihn bloß loswerden kann, ohne sich selbst in Gefahr zu begeben – schließlich ist ihre körperliche Gesundheit zu 100% von ihm abhängig, wenn er sie auf dem Eis durch die Luft wirft. Und so, wie seine Persönlichkeit beschrieben wurde, musste man sich ernsthaft Sorgen machen, dass er eine Kurzschlussreaktion zeigt.
Romy selbst konnte ich nicht sofort einschätzen, da brauchte ich etwas länger. Ich habe mich aber entschieden, sie zu mögen, obwohl sie viele in meinen Augen dumme Entscheidungen trifft und gleichzeitig nicht unbedingt nett ist. Aber sie weiß, was sie will, wie sie es erreicht und zeigt Mut und Entschlossenheit. Jack ist ganz offensichtlich so geschrieben worden, dass alle Lesenden ihn schnell ins Herz schließen. Er kann auch ein Idiot sein, aber das ist er auf eine Weise, die ich ihm verzeihen kann – im Gegensatz zu vielen anderen männlichen Protagonisten dieses Genres! Den Rest des Eishockeyteams kann ich gut leiden, mit wenigen Ausnahmen.
Die Rivalität zwischen den beiden Sportarten und die extremen gegenseitigen Racheaktionen, die in Match on Ice von „schon ziemlich witzig, wenn auch Sachbeschädigung“ bis zu „Ursache von gefährlichen Unfällen, quasi Körperverletzung“ reichen, ist handlungstreibend und führt zur unfreiwilligen Partnerschaft von Romy und Jack. Dass die jeweiligen Trainer und sogar der Direktor der Uni zwar Mahnungen aussprechen, aber selbst bei einem notwendigen Trip ins Krankenhaus nicht sofort die Reißleine ziehen und die Teams komplett von sämtlichen Wettbewerben ausschließen, die Studenten des Colleges verweisen und was weiß ich welche sonstigen Konsequenzen aus der Situation ziehen, das kann ich mir beim besten Willen nicht erklären. Klar, damit würde der Plot des Romans nicht funktionieren, aber hallo? Welche Botschaft sendet das denn bitte?
Am liebsten mochte ich Romys beste Freundin. Sie war die Stimme der Vernunft in dieser Geschichte und ich würde mich glücklich schätzen, sie als meine eigene Freundin zu haben. Dabei war sie weder oberlehrerhaft noch staubtrocken und langweilig, was leider Eigenschaften sind, die Figuren dieser Art gern zugeschrieben werden. Nein, sie war witzig, selbstbewusst, clever, mutig und überhaupt ein toller Mensch. Ich würde gern ihre Vorgeschichte lesen! (Natürlich kommt auch sie mit einem Eishockeyspieler zusammen, aber das verzeihe ich ihr gern. 😊)
Fazit
Ich habe Match on Ice gern gelesen. Ich mochte die partnerschaftliche Entwicklung zwischen Romy und Jack, die sich tatsächlich einmal mehr über ihre jeweiligen Hobbys erzählen konnten als Paare dieses Genres es üblicherweise tun. Es gab Verständnis und echtes Interesse. Es gab aber auch Momente, in denen ich besonders Jack gern einen Klaps auf den Hinterkopf gegeben hätte oder Romy mit der Nase auf all die Dinge stoßen wollte, die sie nicht sehen wollte.
Und was Romys Ex angeht: er bekommt meiner Meinung nicht das, was er verdient, aber er kommt auch nicht ungeschoren davon. Immerhin etwas. Match on Ice ist kein absolutes Highlight für mich, aber das Buch hat mir besser gefallen als manch andere im Sport-Romance-Genre. Das Konzept, dass die sportlichen Hobbys der Protagonist*innen nicht zu unterschiedlich sind, scheint aufzugehen.
Vielen Dank an den Verlag und NetGalley für das Rezensionsexemplar!
Originaltitel: Match on Ice. Liebe, Spiel, Sieg
Autor*in: Allie Well
Verlag: Piper
Genre/Themen: New Adult, Romance, Eishockey, Eiskunstlauf, College-Roman
Preis: 4,99 € (kaufen auf genialokal.de)
ISBN: 978-3-492-98975-6
Erschienen: 06.01.2023
Format: eBook, auch als Taschenbuch erhältlich
Umfang: 370 Seiten
[…] aus den USA mit Sport als Kernelement gibt es auf den ersten Blick nur zwei Optionen: Football oder Eishockey. Ich war neugierig, wie Eishockey hier in Melting my Heart mit den Triggerthemen Mobbing und […]
[…] September habe ich zwei Bücher rezensiert: Allie Wells Match on Ice und Nina Schillings Melting my Heart. Beide Romane haben ein winterliches Thema, da Eiskunstlauf, […]