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Hörbuch-Rezension: Security Check | Sophie Krause. Gelesen von Corinna Dorenkamp

Security Check von Sophie Krause hat mich einige Wochen zur Arbeit und nach Feierabend wieder nach Hause begleitet. Hörbücher höre ich gern zwischendurch – bei der Hausarbeit, unterwegs in Bus und Bahn, sogar zum Einschlafen tauche ich gern in bekannte Geschichten nochmal ein. Hörbücher sind nicht mein Lieblingsmedium, wenn es um Bücher geht, aber ich mag sie grundsätzlich recht gern.

Allerdings müssen sie mich fesseln können. Wenn ich gedanklich abschweife, weil eine Szene zu langatmig erzählt oder eine Figur einfach nur anstrengend ist, dann hat das Hörbuch schlechte Karten bei mir. (Über meine Hass-Liebe zu Hörbüchern habe ich hier schon geschrieben.)

Leider hat auch Security Check diese Schwäche, und dann gab es auch noch diese sprunghafte Protagonistin!

Worum geht’s?

Die Musikjournalistin Lea ist frustriert von ihrem Dating-Leben in Berlin. Der eine will nur seine Analplugs ausprobieren, der nächste müffelt und der dritte ist ein Fuckboy, wie man ihn nur auf Tinder findet. Um sich vor künftigen Enttäuschungen zu schützen, entwickelt Lea eine Männer-Checkliste – doch die wird mit jedem neuen Typen länger und länger …
Auch beim Feature-Magazin, für das Lea Interviews mit gehypten Musikern führt, kriselt es und ihr Vorsingen bei einem angesagten Berliner Pop-Chor kratzt hart an ihrem Selbstwertgefühl. Als sie dann noch erfährt, dass ihr bester Freund Geheimnisse vor ihr hat und sie sich ausgerechnet in jemanden verliebt, der laut Checkliste überhaupt nicht zu ihr passt, ist das Drama perfekt. Zwischen Bühne und Backstage erkennt Lea, dass es für die Liebe keinen Security-Check gibt.

Ich hatte große Erwartungen: Der Klappentext sprach mich an, Covergestaltung und weitere Infos über Security Check haben mich neugierig gemacht. Das erste Kapitel war auch noch sehr vielversprechend! Aber dann beginnt die Abwärtsspirale leider recht schnell.

Ich habe gehofft, dass hier zur Abwechslung mal eine Protagonistin Ende 20, Anfang 30 vorgestellt wird, die weiß, was sie will. Im Genre New Adult findet man oft Figuren, die zwischen allen Stühlen sitzen, in ihrer Selbstfindungsphase sind und keine konkrete Idee haben, wo sie eigentlich hin wollen, sei es beruflich oder im Bezug auf soziale oder romantische Beziehungen. Schließlich war Lea nach allen Vorab-Beschreibungen in der Lage, eine Checkliste zu erstellen, mit der sie aussuchen kann, auf welche Männer sie sich einlassen will. Allerdings wird diese Liste zwar ständig erwähnt, aber es wird gleichzeitig immer ignoriert, ob nun alle Punkte abgehakt werden können oder eben nicht.

Ich verurteile Lea nicht dafür, dass sie viele Partner in relativ schnellem Wechsel findet und auch mit ihnen schläft. Allerdings steht das in krassem Gegensatz zu ihren langfristigen Wünschen, die sie höchst emotional immer wieder breit tritt – und doch lässt sie sich nochmal und nochmal und nochmal darauf ein. Von „Figur, die weiß, was sie will“ ist hier leider nicht viel zu sehen. Obwohl: eigentlich weiß sie genau, was sie will: eine feste Beziehung mit allem drum und dran. Keine halben Sachen. Sie handelt nur eben nicht nach diesem Maßstab, was zu unnötig viel Herzschmerz und Drama führt.

Apropos Herzschmerz und Drama: ich weiß nicht, wann ich zuletzt eine Geschichte über solche Themen verfolgt habe, ohne auch nur das geringste bisschen mitgefühlt zu haben. Lea war mir egal, ihre Männer waren mir egal, ihre Freund*innen waren mir – naja, der beste Freund war die einzige Figur, die ich irgendwie gut fand. Aber ihre beste Freundin war mir wieder egal.

Auch in ihren (nicht romantischen/sexuellen) Freundschaften ist Lea extrem unsicher und wechselt von einer Eifersuchtsattacke auf ihre beste Freundin und ihren besten (Ex-) Freund, die plötzlich zueinander finden, in die nächste grummelige Streitlaune. Ich bin mit dieser Protagonistin bis zum Ende nicht warm geworden. Sie war mir mit wenigen Ausnahmen in jeder einzelnen Szene unsympathisch. Und alle Sympathie-Szenen hatten mit ihrer Kompetenz bei der Arbeit zu tun.

Im Fokus der Handlung steht eindeutig Leas Liebesleben, dicht gefolgt von ihrem Arbeitsalltag. Der Zeitraum umfasst ziemlich genau ein Jahr. In dieser Zeit lernt sie unter anderem diese Typen kennen: einer redet beim ersten Date von Sex – deutliche Anspielung, die schafft es auf die Checkliste -; einer ist verheiratet und will sie als dritte im Bunde einer offenen Beziehung; für einen ist sie „die andere“, während seine Freundin (Verlobte? Ich erinnere mich nicht genau.) unterwegs ist; einer ist aufstrebender Musiker und weiß nicht, wo ihm der Kopf steht, geschweige denn, was er von dieser Beziehung eigentlich will – am Anfang stellt er klar, dass er keine feste Beziehung will, aber hält sich am Ende genau daran fest, als es ihr zu viel wird.

Und der Kerl, für den sie sich am Ende entscheidet, wird erst wenige Sätze vor Leas großer Erkenntnis als potenzieller Partner vorgestellt. Bis dahin war er eine Randfigur, von der man wusste, dass er eine Schwäche für Lea entwickelt hatte, aber die Lea wie einen Bruder behandelt hat. Es gab keinerlei Entwicklung ihrer Gefühle, keine wachsende Zuneigung, keinen „Moment“ zwischen den beiden.

Ich habe bis zum Ende überlegt, wer denn der Mann aus dem Klappentext werden würde. Da steht: „… und sie sich ausgerechnet in jemanden verliebt, der laut Checkliste überhaupt nicht zu ihr passt, ist das Drama perfekt“, was einfach auf jeden einzelnen ihrer Partner zutrifft. Und das Drama, das dann perfekt ist? Das dauert nach der Erkenntnis, dass sie sich in ihn verliebt hat (das Verliebtsein kam übrigens überhaupt nicht richtig rüber), vielleicht noch 2-3 Minuten, dann ist das Hörbuch vorbei. Von Drama kann also nicht wirklich die Rede sein.

Wenn Security Check ein gedrucktes Buch oder ein eBook wäre, würde ich meine Rezension an dieser Stelle mit einem Fazit beenden. Für das Hörbuch möchte ich aber noch betonen: Die Sprecherin hat ihren Job super gemacht und die Tonqualität war super, das Lesetempo war in Ordnung. Ich habe das Hörbuch in der Geschwindigkeit x 1,25 abgespielt, weil ich mich inhaltlich einfach nicht lange genug dafür interessieren konnte, um bei normalem Tempo gedanklich nicht abzudriften. Deshalb finde ich es super, dass es in der NetGalley-App diese Einstellungsmöglichkeit für das Tempo gibt.

Fazit

Insgesamt bin ich ziemlich enttäuscht von Security Check, vor allem von der Protagonistin Lea. Ich fand es an keiner Stelle wirklich unterhaltsam, ihre Dating-Eskapaden mitzuerleben, allerhöchstens war es interessant, verschiedene Beziehungsmodelle vorgestellt zu bekommen. Lea spricht frei Schnauze, das bedeutet, dass auch Schimpfwörter und derbe Ausdrücke genannt werden. Damit sollte man zurecht kommen, wenn man dieses Hörbuch hört. Ich persönlich bin kein Fan davon, aber es ist noch im erträglichen Rahmen.

Wenn ich das Buch nicht als Rezensionsexemplar erhalten hätte, hätte ich es wahrscheinlich nach wenigen Kapiteln abgebrochen.

Autor*in: Sophie Krause
Gelesen von: Corinna Dorenkamp
Verlag: Storytel
Genre/Themen: Belletristik, New Adult, Liebe, Dating

Preis: 7,90 €/Monat im Abo bei Storytel
ISBN: 9789180241045
Erschienen: 10.06.2022
Format: Hardcover
Umfang: 8 Std. 1 Min.

„Die Protagonistin war mir grundsätzlich sympathisch, aber ihr Verhalten Männern gegenüber hat mich nach einer Weile doch sehr genervt, weil sie immer wieder auf die falschen Typen hereingefallen ist ohne irgendwas daraus zu lernen. Und auch ihr Happy End wirkte auf mich ein bißchen unglaubwürdig.“

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Danke an den Verlag und NetGalley für das Rezensionsexemplar!

Abgebildet ist das Cover des Hörbuchs Security Check von Sophie Krause, gelesen von Corinna Dorenkamp, aus dem Storytel Verlag. Im Hintergrund sieht man verschwommen ein Konzertpublikum mit erhobenen Armen, Qualm auf der Bühne und rötlichem Scheinwerferlicht.
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