Mit dem Start der Netflix-Serie Heartstopper redeten plötzlich gefühlt alle über diese Geschichte. Ich habe die Serie nicht gesehen, sondern wollte erst mal in die Graphic Novel-Vorlage Heartstopper Vol. 1 hineinlesen. Ich kann also – Disclaimer – keine Vergleiche zur Serie ziehen. Nach dem enormen Erfolg der Netflix-Serie hat der deutsche Verlag der Graphic Novels sogar die Erscheinungstermine der inzwischen 3 Folgebände vorgezogen. Gute Reaktion auf gestiegene Nachfrage, würde ich sagen!
Heartstopper Vol. 1 ist nach Quiet Girl ein weiterer Titel aus dem neuen Loewe Graphix-Programm, das sich auf Comics und Graphic Novels für Kinder und Jugendliche spezialisiert hat.
Ich lese gern mal Comics, Mangas oder Graphic Novels zwischendurch, wenn ich mich nicht auf reine Text-Bücher konzentrieren kann oder möchte. So habe ich schneller das Gefühl, etwas „geschafft“ zu haben. Heartstopper Vol. 1 fällt in diese Kategorie: Ich konnte schnell in die Geschichte einsteigen und hatte schnell Freude daran, ohne tief eintauchen zu müssen. Und die Geschichte ist auch wirklich süß.
Charlie und Nick sind normale Teenager, stechen für mich nicht sonderlich aus der Masse hervor. Einer ist etwas beliebter (Sportler halt) und einer eher schüchtern und still – auch total normal. Sie begegnen sich, können sich gut leiden, gestehen sich das irgendwann – ganz niedlich, aber auch nichts Besonderes. Es fällt mir schwer, die richtigen Worte dafür zu finden: Ich habe Heartstopper Vol. 1 gern gelesen, aber mich auch stellenweise dabei ertappt, schneller durch die Seiten zu scrollen als ich die Bilder richtig wertschätzen, geschweige denn die Sprechblasen und Texte wirklich lesen konnte. Weil es eben eine so normale und alltägliche Geschichte war, die erzählt wurde.
Diese Normalität einzufangen und aufs (in diesem Fall digitale) Papier zu bringen, ist auch eine Kunst. Ich möchte hiermit also nicht sagen, dass die Autorin Alice Oseman irgendetwas hätte anders oder gar besser machen sollen. Solche normalen Alltagsgeschichten sind es auch wert, erzählt zu werden. Ich kann mir gut vorstellen, dass gerade für die LGBTQIA-Community, zu der ich mich nicht zähle, diese Geschichten wegen ihrer Realitätsnähe und der dadurch gegebenen Identifikationsmöglichkeit unfassbar wertvoll sind. Ich bin vielleicht einfach nicht das richtige Publikum für dieses Buch.
Ich hatte auch ein bisschen Probleme mit dem Zeichenstil. Der hat mir einfach nicht so gut gefallen, sodass ich mich recht schnell an den Bildern sattgesehen hatte und nicht, wie es beispielsweise häufig bei bestimmten Mangastilen der Fall ist, einzelne Panels länger nach kleinen Details abgesucht habe.
Fazit
Zusammengefasst würde ich Heartstopper Vol. 1 als durchschnittlich bezeichnen: durchschnittliche Figuren, durchschnittliche Handlung, durchschnittliche Zeichnungen. Nichts, was mir diesen unfassbaren Hype im Vorfeld erklären würde. Aber auch nichts, was mir persönlich besonders negativ aufgefallen wäre. Einfach: nett.
Ich werde wohl mal in die Netflix-Serie hineinschnuppern, allerdings habe ich jetzt keine so großen Erwartungen mehr daran wie vor diesem Buch – und ich habe es auch nicht mehr so eilig.
Titel: Heartstopper Vol. 1
Serie: Heartstopper, Band 1 von bislang 4
Autor*in: Alice Oseman
Übersetzung: Vanessa Walder
Verlag: Loewe Graphix
Genre/Themen: LGBTQIA+, Liebe, Coming of Age, BL, empfohlen ab 12 Jahren
Preis: 4,99 € (kaufen auf genialokal.de)
ISBN: 9783732017614
Erschienen: Januar 2022
Format: eBook
Umfang: 288 Seiten
Besonderheit: durchgehend s/w illustriert, Graphic Novel
Ich danke NetGalley und dem Verlag für das Rezensionsexemplar!
[…] voll bekommen wollte. Wenn ein paar Seiten gestrichen worden wären, gäbe es nicht so viele meh-Comics, die man eher überblättert als Freude daran hat, und das Ergebnis wäre eine zwar etwas knappere, […]