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Nach einem minimal zähen Einstieg war Das Mädchen, das in den Wellen verschwand eine wirklich schöne Geschichte, die ich an einem Wochenende verschlungen habe.
Ganz ähnlich wie bei A Magic Steeped in Poison, was ich nur wenige Wochen vorher gelesen habe, brauchte ich eine kurze Weile, mich in der Welt von Das Mädchen, das in den Wellen verschwand zurechtzufinden. Das Buch ist inspiriert von koreanischen Legenden und Mythen, sodass mir als Europäerin Einiges etwas fremd vorkam. Es dauerte aber nicht lange, bis ich die Struktur aus Gottheiten und dem (Aber-) Glauben der Menschen und vor allem die Zeremonie um die Braut des Meeresgottes verstehen konnte.
Den Originaltitel The Girl Who Fell Beneath the Sea finde ich etwas passender als die deutsche Übersetzung, denn die Protagonistin Mina verschwindet nicht einfach in den Wellen, sondern fällt quasi durch das Meer hindurch in das Reich des schlafenden Meeresgottes, wo Fische am Himmel schwimmen und der Fluss der Toten über die Ufer schwillt, weil im Reich der Menschen zu viel Krieg und Unwetter herrschen.
Die Personen, denen Mina begegnet, sind alle irgendwie mit ihr und ihrem Lebensweg verwoben. Die einen, weil sie Teil ihrer Vergangenheit waren, die anderen, weil sie fest zu ihrer Zukunft gehören. Das Rote Band des Schicksals, das in vielen asiatischen Ländern in Legenden und Glaubenssystemen vorkommt und Seelenverwandte aneinander bindet, spielt auch in dieser Geschichte eine wichtige Rolle und stellt eine Verbindung zwischen Mina und dem Meeresgott selbst her. Die Frage, ob sie deshalb wirklich seine wahre Braut ist und einen Fluch von ihm nehmen kann – und ob diese Verbindung wirklich etwas mit Liebe zu tun hat – begleitet schon sehr früh in der Geschichte alle Entwicklungen der Handlung.
Ich mochte besonders, wie subtil die Figuren in Das Mädchen, das in den Wellen verschwand Zuneigung zueinander entwickeln. Die Liebe kommt nicht wie ein Hammerschlag, plötzlich und unerwartet wie von einer höheren Macht bestimmt, und auch Freundschaften entstehen nur langsam über die Zeit, die Mina in der Unterwasserwelt verbringt. Mir gefällt auch, welchen Stellenwert Frauen und Kinder in der Mythologie, die hier dargestellt wird, einnehmen. Dass eine Gottheit, die für diese allzu oft diskriminierten Gruppen zuständig ist, automatisch einen höheren Rang einnimmt und mehr Macht hat als andere, weil sie von so vielen Menschen angebetet und geliebt wird. Das ist ein relativ kleines (aber nicht unbedeutendes) Detail im Verhältnis zum Rest des Abenteuers, aber eine Botschaft, die ich sehr gern vermittelt sehe.
Insgesamt hat mich Das Mädchen, das in den Wellen verschwand nicht komplett vom Hocker gehauen und es wurde auch das Rad nicht neu erfunden. Trotzdem ist es eine wirklich schöne Geschichte mit mehreren willkommenen Botschaften, die sehr angenehm zu lesen ist – und irgendwie fand ich es schade, wie schnell sie dann doch vorbei war.
Ich danke NetGalley und dem Verlag für das Rezensionsexemplar!
Autor*in: Axie Oh
Übersetzung: Nadine Mannchen
Originaltitel: The Girl Who Fell Beneath the Sea
Reihe: –
Verlag: Loewe Verlag
Gerne/Themen/Altersempfehlung: Fantasy, koreanische Mythologie, Romantik, ab 14
Preis: 9,99 € (kaufen auf genialokal.de)
ISBN: 978-3-7320-2019-5
Erschienen: 19.07.2023
Umfang: 384 Seiten
gelesenes Format: eBook, auch als Paperback erhältlich
Hallo Henrike,
deine Rezi hat mich neugierig auf die Geschichte gemacht.
Danke dafür!
Eva
Hi Eva,
das freut mich sehr. 🙂 Danke für deinen Besuch und den lieben Kommentar!
Henrike