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Rezension: Das Mädchen, das in den Wellen verschwand | Axie Oh

6 Minuten Lesezeit

Nach einem minimal zähen Einstieg war Das Mädchen, das in den Wellen verschwand eine wirklich schöne Geschichte, die ich an einem Wochenende verschlungen habe.

Worum geht es?

Jedes Jahr wüten in Minas Heimat tödliche Stürme. Und jedes Jahr wird das schönste Mädchen in die Fluten geworfen. Denn eines Tages, so die Legenden, soll die wahre Braut des Meeresgottes auserwählt werden und den Unwettern ein Ende bereiten. Doch dieses Jahr greift Minas Bruder in das Ritual ein und gerät dabei in Lebensgefahr. Um ihn zu retten, opfert Mina sich freiwillig. Im Reich der Geister stellt sie allerdings fest, dass auf dem Meeresgott ein Fluch liegt. Und ihr nur dreißig Tage bleiben, um ihn zu brechen und die Stürme für immer zu beenden …

Ganz ähnlich wie bei A Magic Steeped in Poison, was ich nur wenige Wochen vorher gelesen habe, brauchte ich eine kurze Weile, mich in der Welt von Das Mädchen, das in den Wellen verschwand zurechtzufinden. Das Buch ist inspiriert von koreanischen Legenden und Mythen, sodass mir als Europäerin Einiges etwas fremd vorkam. Es dauerte aber nicht lange, bis ich die Struktur aus Gottheiten und dem (Aber-) Glauben der Menschen und vor allem die Zeremonie um die Braut des Meeresgottes verstehen konnte.

Den Originaltitel The Girl Who Fell Beneath the Sea finde ich etwas passender als die deutsche Übersetzung, denn die Protagonistin Mina verschwindet nicht einfach in den Wellen, sondern fällt quasi durch das Meer hindurch in das Reich des schlafenden Meeresgottes, wo Fische am Himmel schwimmen und der Fluss der Toten über die Ufer schwillt, weil im Reich der Menschen zu viel Krieg und Unwetter herrschen.

Die Personen, denen Mina begegnet, sind alle irgendwie mit ihr und ihrem Lebensweg verwoben. Die einen, weil sie Teil ihrer Vergangenheit waren, die anderen, weil sie fest zu ihrer Zukunft gehören. Das Rote Band des Schicksals, das in vielen asiatischen Ländern in Legenden und Glaubenssystemen vorkommt und Seelenverwandte aneinander bindet, spielt auch in dieser Geschichte eine wichtige Rolle und stellt eine Verbindung zwischen Mina und dem Meeresgott selbst her. Die Frage, ob sie deshalb wirklich seine wahre Braut ist und einen Fluch von ihm nehmen kann – und ob diese Verbindung wirklich etwas mit Liebe zu tun hat – begleitet schon sehr früh in der Geschichte alle Entwicklungen der Handlung.

Ich mochte besonders, wie subtil die Figuren in Das Mädchen, das in den Wellen verschwand Zuneigung zueinander entwickeln. Die Liebe kommt nicht wie ein Hammerschlag, plötzlich und unerwartet wie von einer höheren Macht bestimmt, und auch Freundschaften entstehen nur langsam über die Zeit, die Mina in der Unterwasserwelt verbringt. Mir gefällt auch, welchen Stellenwert Frauen und Kinder in der Mythologie, die hier dargestellt wird, einnehmen. Dass eine Gottheit, die für diese allzu oft diskriminierten Gruppen zuständig ist, automatisch einen höheren Rang einnimmt und mehr Macht hat als andere, weil sie von so vielen Menschen angebetet und geliebt wird. Das ist ein relativ kleines (aber nicht unbedeutendes) Detail im Verhältnis zum Rest des Abenteuers, aber eine Botschaft, die ich sehr gern vermittelt sehe.

Insgesamt hat mich Das Mädchen, das in den Wellen verschwand nicht komplett vom Hocker gehauen und es wurde auch das Rad nicht neu erfunden. Trotzdem ist es eine wirklich schöne Geschichte mit mehreren willkommenen Botschaften, die sehr angenehm zu lesen ist – und irgendwie fand ich es schade, wie schnell sie dann doch vorbei war.

Ich danke NetGalley und dem Verlag für das Rezensionsexemplar!

Autor*in: Axie Oh
Übersetzung: Nadine Mannchen
Originaltitel: The Girl Who Fell Beneath the Sea
Reihe:
Verlag: Loewe Verlag
Gerne/Themen/Altersempfehlung: Fantasy, koreanische Mythologie, Romantik, ab 14

Preis: 9,99 € (kaufen auf genialokal.de)
ISBN: 978-3-7320-2019-5
Erschienen: 19.07.2023
Umfang: 384 Seiten
gelesenes Format: eBook, auch als Paperback erhältlich

„Alleine die wunderschönen Beschreibungen der Orte, wie sich alles schön ineinander fügt, ist unheimlich schön. Aber auch die gesamte Erzählsprache von Axie Oh ist wahnsinnig schön zu lesen. Ich konnte und wollte das Buch gar nicht aus den Händen legen.“

„Die Liebesgeschichte ist ein wichtiger Bestandteil und dennoch erstmal gar nicht so präsent. Und obwohl ich ja meist bei Liebesgeschichten, grade die sehr mit Romantik durchsetzt sind, eher abgeschreckt werde, war es hier mit einer so unaufdringlichen Intensität, dass sie mich tatsächlich total gefangen genommen hat. Ein paar Szenen waren trotz ihres kurzen Moments so tiefgreifend, das sie mein Herz berührt haben und ich mit den Figuren und ihren Schicksalen mitgelitten habe.“

„In den letzten Jahren ist die koreanische neben der japanischen Kultur auch in Deutschland angekommen und hat an Beliebtheit gewonnen, nicht zuletzt durch den K-Pop. Aber auch Mawhas und Light Novels werden gerne gelesen. Genau an diese erinnert auch Axie Ohs Geschichte, denn der Autorin gelingt es, den besonderen Zauberer der fernöstlichen Kultur einzufangen, sie zu modernisieren, aber gleichzeitig auch die entsprechende Atmosphäre zu bewahren.“

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Zu sehen ist das Cover des Buches Das Mädchen, das in den Wellen verschwand von Axie Oh vor einem Hintergrund aus türkis-grünen Lichtern, die von oben in einen dunklen, fast schwarzen Raum fallen. Es ist ein Bild, das unter Wasser mit Blickrichtung nach oben aufgenommen wurde.

2 Kommentare

  1. Eva Maier

    Hallo Henrike,
    deine Rezi hat mich neugierig auf die Geschichte gemacht.
    Danke dafür!
    Eva

    • Hi Eva,
      das freut mich sehr. 🙂 Danke für deinen Besuch und den lieben Kommentar!
      Henrike

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