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Mit Bookbot gebrauchte Bücher kaufen: Ein Erfahrungsbericht (2024)

11 Minuten Lesezeit

Ich bin ein Fan von Nachhaltigkeit, mein Gehalt ist überschaubar – neue Bücher kaufe ich deshalb nicht oft und der Griff nach gebrauchten Büchern ist für mich sehr naheliegend. Solange ein Buch einen halbwegs guten Allgemeinzustand hat, nicht nach Zigaretten riecht oder offensichtliche Lebensmittelflecken mitbringt, störe ich mich nicht an Leserillen und dem einen oder anderen Eselsohr.

Onlineplattformen wie reBuy, Medimops oder, ganz klassisch, eBay sind daher für mich bekannte Anlaufstellen, wenn ich auf der Suche nach bestimmten Büchern bin oder mich vom aktuellen Angebot inspirieren lassen möchte. Wie auf einem Flohmarkt stöbere ich dann durch die digitale Auslage.

Relativ neu auf dem Markt dieser Online-Second-Hand-Buchläden ist Bookbot: Ein Unternehmen aus Tschechien, wo es den Namen Knihobot trägt (kniho = Buch). Eine Besonderheit an Bookbot im Vergleich mit den oben genannten bekannten Adressen ist, dass jeder Artikel mit Fotos angeboten wird. Quasi ein Mix aus reBuy (professioneller Onlineshop, Qualitätsprüfung, An- und Verkauf etc.) und eBay (Fotos der Ware, what you see is what you get).

Nachhaltigkeit scheint dem Unternehmen wichtig zu sein, wie in diesem Interview auf Gründer.de betont wird. Auf der Website von Bookbot wird ein ethischer Kodex beschrieben, der sich gegen Diskriminierung und Bücher, die entsprechende Inhalte haben, positioniert. Ich gewinne insgesamt den Eindruck, dass Kund*innen-Zufriedenheit groß geschrieben wird.

Die Kooperation

Deshalb habe ich mich sehr gefreut, als Petr von Bookbot sich per E-Mail mit einer Kooperationsanfrage bei mir gemeldet hat. Die Idee: Ich bestelle kostenlos vier Bücher bei Bookbot und probiere diese neue Second-Hand-Plattform gründlich aus. Dafür soll ich einen Beitrag veröffentlichen – ein Bericht über Bookbot selbst oder Rezensionen zu den Büchern wurden vorgeschlagen. Es gab keine Bezahlung oder Vorgaben, wie mein Beitrag auszusehen hat – die einzige Gegenleistung war das kostenlose Bereitstellen der vier Bücher.

Zuerst war ich skeptisch, da die E-Mail etwas unprofessionell aussah. Es gab keine eingebundenen Logos, kein erkennbares Corporate Design, stattdessen einfach eine wall of text und einen Link zur Website (siehe unten). Bevor ich auf diese Anfrage eingegangen bin, habe ich mir eine knappe Woche Zeit gelassen, mich im Onlineshop umzusehen und auch zu recherchieren, ob bereits Presseartikel oder andere Onlinebeiträge darüber existieren. Und siehe da, Bookbot scheint ein seriöses Unternehmen zu sein. Vielleicht stand ein professioneller E-Mail-Auftritt bisher eher unten auf der Prioritätenliste, allerdings hätte mich dieses Detail beinahe davon abgehalten, mich überhaupt weiter mit Bookbot zu beschäftigen. Das ist für den Anfang ein Minuspunkt. Alles andere macht aber einen sehr guten Eindruck.

Inzwischen kam auch der erste Newsletter, der genau so sorgfältig aufgesetzt war, wie ich es von der ersten E-Mail eigentlich erwartet hatte – mit Corporate Design, Logos und allem Drum und Dran, das eben dazu gehört.

Hier ein Vergleich (ausklappen):

Ich habe mich im Rahmen der Kooperation entschieden, die Bücher selbst nicht zu rezensieren, sondern mich vielmehr auf den Shop und das Angebot konzentriert. Dieser Erfahrungsbericht soll einen ersten Eindruck davon geben, wie der Bestellprozess abläuft, welche Vor- oder Nachteile ich in dem aktuellen Onlineshop sehe und ob die Versprechen von Bookbot eingehalten werden.

Hätte ich einen Bericht wie diesen finden können, vielleicht hätte mich die erste E-Mail dann gar nicht erst zögern lassen? Aber lest selbst, was meine Recherchen und der Test ergeben haben.

Meine Auswahl

Ich habe mich also durch den Onlineshop gescrollt und geklickt, verschiedene Filter ausprobiert und mich schließlich für diese vier Bücher entschieden:

Askir. Die komplette Saga 1
Richard Schwartz
8,20 €

Atlas literarischer Orte: Von Wunderland bis Mittelerde
Cris F. Oliver
4,37 €

how to. Wie man’s hinkriegt
Randall Munroe
5,71 €

Iskari 2. Die gefangene Königin
Kristen Ciccarelli
5,24 €

Iskari, weil mir der zweite Band noch fehlt, um die Trilogie komplett im Regal zu haben. Es ist ein gebundenes Buch mit Schutzumschlag. how to, weil mir der Vorgänger What if? so gut gefallen hat. Es ist eine Klappenbroschur. Atlas literarischer Orte, weil ich gern in fantastischen Welten unterwegs bin und neugierig war, wie sie in diesem Buch vorgestellt werden. Es ist ein gebundenes Buch mit Halbleinen-Einband ohne Schutzumschlag in einem größeren Format.
Askir, weil mir mit den Eisraben Chroniken eine andere Reihe von Richard Schwartz gut gefallen hat und mir diese Reihe empfohlen wurde. Es ist eine Klappenbroschur, deutlich dicker als how to.

Mir war bei der Auswahl der Bücher wichtig, dass es unterschiedliche Formate und unterschiedliche Genres sind, damit nicht alle Bücher im selben Lagerregal stehen, und dass es nicht nur Bücher mit dem Zustand „wie neu“ sind. „Starke Gebrauchsspuren“ habe ich nicht ausprobiert, aber mit einer Ausnahme hatten alle Bücher meiner Auswahl nur den Zustand „Gut“ angegeben.

Die Preise finde ich absolut in Ordnung. Askir finde ich auf den ersten Blick etwas teuer, allerdings ist es ein Sammelband mit ein paar Veredelungen, der in dieser Form nicht mehr als Neuware erhältlich ist, und das rechtfertigt meiner Meinung nach einen höheren Preis.

Der Onlineshop

Der Onlineshop ist nach meinem Empfinden sehr übersichtlich und genauso intuitiv zu navigieren wie alle vergleichbaren Anbieter: Oben ist die typische Suchleiste, direkt darunter einige Kategorien, die noch weiter eingegrenzt werden können, indem der Mauszeiger über dem Begriff schwebt: zum Beispiel „Belletristik > Sci-fi und Fantasy“. Eine Spalte links neben den Suchergebnissen ermöglicht genaueres Filtern nach bestimmten Wünschen.

Es lassen sich Kategorien (z. B. Manga, Humor, Horror, Weltprosa), Autoren, Verlage, Sprache, Erscheinungsjahr, Bucheinband, Zustand, Preis und Verfügbarkeit festlegen. Diese Filter lassen sich auch sehr einfach wieder entfernen, was die Suche erleichtert.

Super finde ich, dass die Bücher tatsächlich jedes Mal fotografiert werden und ich sehen kann, wie das Buch aussieht, bevor es bei mir eintrifft. Das jedenfalls ist das Versprechen von Bookbot.

Auf der jeweiligen Artikelseite wird das Buch von mehreren Seiten abgebildet, sodass Leserillen und andere Macken direkt erkennbar sind. Manchmal gibt es auch Abbildungen des aufgeschlagenen Buches. Je nach Verfügbarkeit ist ein Drop-Down-Menü enthalten, das zu anderen Ausgaben des Buches verlinkt. Die wichtigen Informationen über Autor*in, Verlag, ISBN, Sprache und Zustand sind übersichtlich zu finden.

Das Video zeigt die Artikelseite von Iskari. Die gefangene Königin auf Bookbot.de.

Aktuell ist nicht bei jedem Buch ein Klappentext verfügbar; daran wird vielleicht noch gearbeitet. Auch noch nicht konsequent eingetragen sind Buchreihen: Bei der Wilderwood-Reihe ist beispielsweise ein Tag eingetragen, der zu anderen Bänden der Reihe führt, während das bei Iskari (noch?) nicht der Fall ist. Der Reihen-Tag hat eine andere Farbcodierung als der Genre-Tag daneben, sodass eine Unterscheidung leicht fällt.

Wenn nur ein Exemplar verfügbar oder ein Buch ausverkauft ist, ist das schon in den Suchergebnissen deutlich markiert – die Darstellung erinnert mich etwas an reBuy.

Auch das Anlegen von Merklisten oder der Erinnerungsservice („Bist du auf der Suche nach Büchern, die aktuell nicht verfügbar sind? Dann richte einen Buchwächter ein! Sobald die Bücher bei uns sind, geben wir dir Bescheid.“) im eigenen Konto sind offenbar von reBuy inspiriert, was meiner Meinung nach durchaus gelungen ist.

Es ist deutlich zu erkennen, dass der Fokus von Bookbot aktuell auf jungen Erwachsenen liegt, zumindest im deutschsprachigen Raum bzw. ausgehend von den Büchern, die auf Deutsch vorhanden sind. Das Angebot für Kinder und junge Jugendliche ist noch sehr überschaubar, obwohl sogar einige Schulbücher angeboten werden. Deshalb habe ich mir die Comics und Mangas genauer angeschaut, die ja durchaus auch in diese Altersgruppe passen können.

Einige Mangas laufen scheinbar parallel in den Kategorien „Manga“ und „Comics“, andere sind nur bei „Manga“ zu finden. Hier wäre eine einheitliche Kennzeichnung auf lange Sicht hilfreich. Was mir außerdem fehlt: die Altersangabe. Man kann zwar nach „Für Erstleser“ oder „Jugendbücher“ filtern, aber um beim Manga-Beispiel zu bleiben: Erotikmangas haben in den Suchergebnissen direkt neben Kindermangas nichts verloren.

Hier vorab einstellen zu können, für welche Altersgruppe Bücher gesucht werden, halte ich für sinnvoll. Natürlich bedeutet das einen kleinen Mehraufwand beim Einpflegen neuer Artikel, aber diese Information wird genau wie die ISBN oder das Genre vom Verlag geliefert und kann nicht nur potenziellen Käufer*innen eine Hilfestellung bieten, sondern auch im Bereich des Kinder- und Jugendschutzes eine wichtige Rolle spielen.

Der Versand

Meine Bestellung ging am 21.08.2024 morgens raus, am 27.08.2024 hätte sie laut der E-Mail von DHL zugestellt werden sollen. An dem Tag gab es wohl Probleme mit dem Zusteller, weshalb die Tour abgebrochen wurde und das Paket am darauffolgenden Tag, also am 28.08.2024 am späten Nachmittag bei mir eintraf.

Zwischen Bestellabschluss, der Bestellbestätigung per E-Mail und Erhalt der bestellten Bücher vergingen in meinem Fall also exakt 7 Tage, wovon einer der DHL zuzuschreiben ist. Da es sich hierbei um eine Kooperation handelt und dafür im Hintergrund ein paar Stellschrauben mehr gedreht werden müssen als es bei normalen Einkäufen der Fall ist, gehe ich davon aus, dass es im Normalfall nicht mehr als 5 Tage dauern sollte, bis eine Bücherlieferung eintrifft.

Für den Versand besteht momentan die Wahlmöglichkeit zwischen UPS und DHL.

Die Produkte

Die Bücher kamen in genau dem Zustand bei mir an, in dem ich sie erwartet habe. Die Katalogbilder zeigen zumindest in meinem Fall also tatsächlich das Exemplar, das bei dem*r Käufer*in landet. Die Sendung kam in einem unscheinbaren Karton ohne Hinweis, was sich darin befindet (natürlich abgesehen vom Adressetikett). Im Karton waren die Bücher gestapelt mehrmals mit Luftpolsterfolie umwickelt, um Stöße auf dem Versandweg abzufangen, und dieses Bündel lag auf einer ordentlichen Schicht Stopfmaterial aus Papier/Pappe.

Ich hätte es gut gefunden, wenn die Bücher untereinander noch gepolstert gewesen wären. Im Zweifelsfall können sie ineinander rutschen und so Schäden verursachen, die vorher nicht da waren (bei meiner Arbeit im Buchhandel sehe ich täglich, wie das enden kann). Meinen Büchern ist unterwegs aber nichts passiert.

Direkt nach dem Auspacken habe ich meine Nase zwischen die Seiten gesteckt: so gut Fotos auch bei der Auswahl nach Äußerlichkeiten helfen, ob ein Buch zum Beispiel aus einem Raucherhaushalt stammt, sieht man ihm leider nur selten an. Der Bookbot gibt hierzu keine Informationen an – oder ich bin einfach noch nicht auf Bücher gestoßen, bei denen ein solcher Hinweis nötig gewesen wäre. Meine Bücher rochen jedenfalls unauffällig.

In jedem Buch steckte ein kleiner blauer Kassenausdruck (also die umweltfreundlichere Variante) mit einer Nummer und einem QR-Code, vermutlich für die interne Logistik. Außer diesen kleinen Zettelchen enthielt das Paket ausschließlich die Bücher und Verpackungsmaterial. Es lag weder Rechnung noch Lieferschein dabei – das gehört für mich irgendwie dazu, allerdings kam die Rechnung vorab per E-Mail, was ja für eventuelle Nachweis-Situationen ausreichen würde – und es waren auch keine Flyer oder Werbematerialien enthalten. Letzteres finde ich gut. Ich brauche nicht noch mehr Hello Fresh Gutscheine oder Werbung für Shops, die ich nie nutzen werde. Im Hinblick auf Nachhaltigkeit gefällt es mir deshalb, dass diese Gimmicks und letztendlich auch Lieferdokumente oder die ausgedruckte Rechnung weggelassen werden.

Ich kann aber nicht ausschließen, dass diese Beilagen bei normalen „nicht-Kooperations-„Bestellungen doch dabei sind.

Was kann Bookbot sonst noch?

Genau wie andere Plattformen dieser Art kann ich über Bookbot auch Bücher verkaufen (lassen). Allerdings ist das Vorgehen hier etwas anders:

Anstatt wie bei den meisten Anbietern üblich einfach blind die Bücher zu schicken und dann einen Kaufbetrag vorgeschlagen zu bekommen oder sie vorab in einen Lieferschein einzupflegen, muss man als Verkäufer*in bei Bookbot einfach nur ein Foto vom Regal schicken. Im Fall einer Zusage, dass die Bücher zum Verkauf geeignet sind, übernimmt Bookbot alles weitere – teilweise (je nach Wohnort) sogar die Abholung der Bücher mit dem sogenannten Book-Boten. Das entlastet die Nutzer*innen und beschleunigt den Verkaufsprozess. Besonders für ältere Generationen oder Menschen, die Schwierigkeiten im Umgang mit dem Internet haben, stelle ich mir dieses Verfahren sehr hilfreich und niedrigschwelliger als bei anderen Anbietern vor.

Auch der Umweltschutz kommt hier wieder zum Tragen: durch das vorab Fotografieren der eigenen Bücher und die „Ferndiagnose“ von Bookbot wird die Häufigkeit vom Hin- und Herschicken von Paketen minimiert.

Ich habe den Verkauf noch nicht getestet. Da das Kaufen von gebrauchten Büchern jedoch bisher alles einhält, was versprochen wird, würde ich Bookbot hier einen Vertrauensvorschuss geben.

Mein Fazit

Bookbot ist eine weitere Online-Plattform, die den An- und Verkauf von gebrauchten Büchern ermöglicht. Im Gegensatz zu den meisten Plattformen dieser Art sehe ich aber tatsächlich vor dem Kauf, was ich später erhalten werde. Das ist in meinen Augen ein großer Pluspunkt. Der Verkauf läuft dementsprechend auch etwas anders ab, was am Ende aber sowohl den potenziellen Käufer*innen als auch allen anderen Beteiligten – und der Umwelt – zugute kommt, da unnötige klimaschädliche Postwege vermieden werden können.

Titelbild des Erfahrungsberichts über Bookbot. Abgebildet ist ein Laptop mit dem Slogan Lesen. Lieben. Weitergeben. Im Hintergrund ist eine Art Tapete mit Bücherstapeln zu erkennen.
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