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Ich wollte You are my Hurricane so sehr mögen! Leider trifft dieses Buch nicht ganz meinen Geschmack. Es gibt ein paar Szenen, die mir richtig, richtig gut gefallen haben und mir auch die Tränen in die Augen treiben konnten, aber als Ganzes betrachtet ist You are my Hurricane leider nur guter Durchschnitt für mich.
Das liegt einerseits an der Schreibweise, dazu später mehr. Wichtiger und in diesem Zusammenhang noch störender war für mich jedoch die fehlende Nachvollziehbarkeit der Chemie zwischen den beiden Hauptcharakteren. Es war, als wäre von jetzt auf gleich ein Schalter umgelegt worden und für „sie geht mir nicht mehr aus dem Kopf“ oder „ich liebe dich“ gab es aus meiner Perspektive kaum eine Grundlage.
Mir hat gefehlt, die sich langsam aufbauende Zuneigung zu sehen oder zumindest nach dem ersten Zusammenstoß einen allmählichen Wechsel von Feindschaft über Waffenstillstand zu Freundschaft. Nein, stattdessen fing Maeve schon beim ersten richtigen Treffen, bei dem sie eigentlich noch panisch und sauer ist, ohne erkenntlichen Grund bei jeder Kleinigkeit an zu kichern und fängt an zu verstehen, warum alle Frauen des Colleges auf Carter stehen, obwohl vorher ihr temperamentvolles und aufgebrachtes Verhalten Carter gegenüber beschrieben wurde.
Maeve hätte eigentlich eine meiner Lieblingsfiguren werden können, da ich mich oft auf die Seite der unterschätzten stillen Mädchen schlage, die in eine ungewohnte Situation stolpern und über sich hinauswachsen (müssen). Aber trotz des Traumas, das sie auf der High School erlitten und bis heute mit sich getragen hat, das ihren gesamten Alltag bestimmt und ihr besondere Verhaltensweisen antrainiert hat – trotz alledem findet sie sich enorm schnell in ihrer neuen Realität mit Carter an ihrer Seite und im Rampenlicht der Uni zurecht. Ich meine, schön, dass es ihr nach ein, zwei Panikattacken so leicht fällt, aber realitätsnah ist das meiner Meinung nach nicht unbedingt.
Gefühlt von einem Kapitel aufs nächste switcht Maeves Grundeinstellung von „oh Gott, es darf von mir keine Spur im Internet geben und niemand am College soll auch nur wissen, dass ich existiere, sonst breche ich panisch in Tränen aus“ hin zu „ja, ich lasse mich auf einer Footballmannschaft-Verbindungsparty volllaufen, tanze mit dem begehrtesten Typen der Uni vor aller Augen und lasse mich für große Ansprachen auf einen Beerpong-Tisch ziehen, bevor ich einer Social-Media-Kampagne zustimme, die mich ins Rampenlicht befördern wird“.
Carter dagegen hat es mir sehr viel mehr angetan – und das ist eine Seltenheit, denn die männlichen Hauptfiguren in Sports Romances sind selten so richtig mein Fall. Am liebsten mag ich jedoch Isaac und Oliver, was mich dagegen wenig überrascht. Das Beste-Freunde-Paar, sozusagen die zweite Reihe hinter dem Hauptpaar, ist oft eines meiner Favoriten.
Aber zurück zum Schreibstil, mit dem ich mich bis zum Ende nicht recht anfreunden konnte. Besonders gestört haben mich die vielen Wiederholungen (du bist mein Hurricane hier, er hat mich umgeworfen wie ein Hurricane da, zur Abwechslung gab es auch mal ein „wie ein Wirbelsturm“, sie war mein Hurricane (ausnahmsweise in der Vergangenheitsform), die Football-Mannschaft heißt Hurricanes, und zum Ende hin gibt es dann tatsächlich auch einen echten Sturm, den unser Hauptpaar – natürlich – im Station der Hurricanes verbringen, – ich könnte diese Liste noch eine ganze Weile weiter fortsetzen). Irgendwann haben es auch die unaufmerksamsten Leser:innen verstanden, dass der Titel des Buches aufgegriffen wird…
Schwach fand ich auch einige Momente, die scheinbar als überraschende Wendungen geplant, aber sehr vorhersehbar umgesetzt waren. Zum Beispiel ist die Person, die die Klatschseite der Uni betreibt, wie in der Serie Gossip Girl ein Geheimnis – aber als dieses endlich gelüftet wird, wird es total unspektakulär in zwei Sätzen abgehandelt, weil man es schon früh erahnen konnte. Oder es gibt plot holes, wie zum Beispiel die Sache mit Carters Vater: obwohl sein Vater eine solche Legende in demselben Sport war, in dem Carter jetzt selbst aktiv ist und Bekanntheit erlangt, erkennt niemand seiner Teamkameraden den älteren Mann auf ihrem Sofa als einen der eigenen Kindheitshelden?
Insgesamt habe ich mich von You are my Hurricane nicht schlecht unterhalten gefühlt, allerdings gab es so einige Durchhänger sowohl auf inhaltlicher als auch auf stilistischer Ebene, die mir die Freude am Lesen etwas vermiest haben. Ich glaube, 100 Seiten weniger hätten auch dieser College Romance gut getan.
Ein letzter Satz zum Cover: Das passt ziemlich gut, denn Carter schleppt Maeve tatsächlich öfter mal über seine Schulter geworfen herum. Meistens übrigens gegen ihren Willen.
Vielen Dank an NetGalley und den Verlag für das Rezensionsexemplar!
Titel: You are my Hurricane
Autor*in: Emiliy Aves
Übersetzung: –
Reihe/Band: –
Verlag: reverie by Harper Collins
Gerne/Themen/Tropes/Altersempfehlung: New Adult, Sports Romance, College Romance, Enemies to Lovers, ab 16
Preis: 9,99 (In deiner Lieblingsbuchhandlung kaufen.)
ISBN: 978-3-7457-0453-2
Erschienen: 19.11.2024
gelesenes Format: eBook, auch als Paperback erhältlich
Umfang: 448 Seiten
