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Rezension: Die Furien. Frauen, Rache und Gerechtigkeit | Elizabeth Flock

5 Minuten Lesezeit

Worum geht es in Die Furien?

In ihrem so bewegenden wie erschütternden Porträt fragt die renommierte Journalistin Elizabeth Flock: Warum werden Frauen gewalttätig? Was bedeutet weibliche Selbstermächtigung? Und wie könnte eine Gesellschaft aussehen, in der Frauen echte Macht haben?
Brittany Smith aus Alabama tötet den Mann, der sie in ihrem Haus vergewaltigt haben soll.
Angoori Dahariya führt eine Gruppe von Frauen in Uttar Pradesh an, die Opfer häuslicher Gewalt rächt.
Cicek Mustafa Zibo kämpft mit Tausenden Frauen gegen den IS in Syrien.

Drei unvergessliche Frauen. Drei mitreißende Geschichten über gewaltsamen weiblichen Widerstand. Drei verschlungene Pfade in Richtung Gerechtigkeit. Elizabeth Flock beschäftigt sich in »Die Furien« mit einem Thema, das in unserer Gesellschaft immer noch als schwierig gilt: Frauen, die Gewalt ausüben. 

Dabei stellt sie unsere Annahmen über Gewalt auf den Kopf: Sie erzählt keine Opfergeschichten, sondern zeigt uns Frauen, die tödliche Gewalt anwenden, weil Regierung, Polizei, Gerichte – die Institutionen, die sie schützen sollten – versagen. Und sie zeigt, mit welchen Konsequenzen Frauen rechnen müssen, wenn sie es wagen, dieses unumstößliche Tabu zu brechen. Ein kämpferisches, aufrüttelndes Plädoyer über weibliche Selbstermächtigung, das lange nachhallt.

Quelle: Verlag

Beim Lesen von Die Furien schwankte ich immer wieder zwischen glühendem Zorn und hilfloser Verzweiflung angesichts der beschriebenen Frauen und ihrer Situationen. Wer Die Furien lesen möchte, sollte sich vorher vergewissern, dass die behandelten Themen vertragen werden können – es wird stellenweise sehr explizite Gewalt in verschiedensten Formen beschrieben. Dieses Buch gibt keine explizite Triggerwarnung, allerdings ist das meiner Meinung nach auch nicht nötig: Klappentext und Titel beschreiben die Inhalte deutlich genug, um von vornherein klarzustellen, dass es hier nicht um leichte Themen geht.

Etwas schwergetan habe ich mich mit dem Schreibstil: sehr anekdotisch springt die Autorin zwischen unterschiedlichen Situationen, Personen und Zeitabschnitten hin und her, wobei sie oft Expert*innen bestimmter Bereiche oder andere Bücher/Artikel zitiert. Für einen allgemeinen Überblick ist das sicherlich förderlich, das hat es aber auch schwieriger gemacht, mich in den jeweiligen Puzzleteilen ihrer Erzählungen zurechtzufinden.

Die Furien hat mir einen Einblick in drei Einzelschicksale verliehen, die exemplarisch für viele Frauen stehen und ebenso viele beeinflusst haben. Ich habe außerdem einen genaueren Überblick über bestimmte geopolitische Konflikte erhalten und die ans Buch angehängte Bibliografie gibt die Möglichkeit, selbst weiter zu recherchieren.

So schwer mir das Lesen zwischendurch wegen der emotional belastenden Inhalte auch fiel, so lange wird das Buch in mir nachhallen. Ich stelle es in eine Reihe mit Alle drei Tage. Warum Männer Frauen töten und was wir dagegen tun müssen, das ich vor einigen Jahren rezensiert habe.

Die Autorin

Elizabeth Flock ist Journalistin und Autorin. In ihren Texten setzt sie sich speziell mit Themen sozialer Gerechtigkeit und Genderpolitik auseinander. Sie schrieb unter anderem für den »New Yorker«, die »New York Times«, die »Washington Post« und »The Atlantic«. In der »PBS NewsHour« erschien ihre Dokumentation zu sexueller Belästigung und Vergeltungsmaßnahmen im U.S. Forest Service (nationale Forstbehörde der USA), für die sie einen Emmy Award gewann und für einen Peabody Award nominiert wurde. Sie ist IWMF- und PEN-Amerika-Stipendiatin. Flock lebt in Taos, New Mexico.

Quelle: Verlag

Vielen Dank an NetGalley und den Verlag für das Rezensionsexemplar!

Titel: Die Furien. Frauen, Rache und Gerechtigkeit
Autor*in: Elizabeth Flock
Übersetzung: Stephanie Singh
Reihe/Band: Stand Alone
Verlag: FISCHER E-Books
Gerne/Themen/Tropes/Altersempfehlung: Sachbuch, Gewalt gegen Frauen, Machtmissbrauch, Femizid, ab 16 – Triggerthemen beachten!

Preis: 22,99 (In deiner Lieblingsbuchhandlung kaufen.)
ISBN: 978-3-10-492028-3
Erschienen: 30.10.2024
gelesenes Format: eBook, auch gebunden erhältlich
Umfang: 384 Seiten

Flocks Stil ist sachlich, aber nahbar. Das Buch ist keine Einstiegslektüre, sondern setzt feministisches Grundwissen voraus. Es zeigt nicht die Furie, sondern Frauen, die Gewalt als letzten Ausweg sehen, weil die Systeme, die sie schützen sollten, versagen.
Ein aufrüttelndes Buch, das nachhallt – aber auch zwiespältige Gefühle hinterlässt. Keine leichte Lektüre, aber eine, die bleibt.

[Ab Minute 4:52] Ihr Buch ist kein Aufruf zu den Waffen und zur Selbstjustiz. Die Geschichten der Frauen eignen sich nicht für eine einfache Moral. Das macht das Buch lesenswert.

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Das knallpinke Cover des Buches Die Furien. Frauen, Rache und Gerechtigkeit. von Elizabeth Flock, auf dem der Titel in großen weißen Buchstaben steht, rechts neben einer Fotografie einer schreienden Frau mit verbundenen Augen, deren Hals von einem stark behaarten Arm gehalten, vielleicht gewürgt wird. Der Hintergrund ist schwarz.

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